Das Gemeinschaftsprojekt der Schwarzwälder Naturparke und des Nationalparks ist bei Trekkerinnen und Trekkern im In- und Ausland sehr beliebt. Denn wo ist schon „wildes“ Zelten abseits von Campingplätzen erlaubt? Eben – im Schwarzwald! Ganz ohne Regeln geht es nicht – zum Schutz der Waldlebewesen. Aber das Naturerlebnis, umgeben von Bäumen, Bachgeriesel, Waldduft und Vogelgezwitscher, könnt ihr in vollen Zügen genießen.
Bei jedem Schritt knistert es unter den Wanderschuhen. Ein Blick nach oben: Die Bäume ringsum bilden ein grünes Blätterdach. Ganz in der Nähe plätschert das Wasser eines Bachs. Im Wind rauschen die Blätter. Vögel zwitschern. Irgendwo im Gestrüpp raschelt es. Der Schwarzwald, Deutschlands größtes Mittelgebirge, ist Natur pur. „Wer Wildnis und Stille, unberührte Natur und Freiheit genießen möchte, sollte unbedingt mal eine Nacht in einem unserer Trekking-Camps ausprobieren“, sagt Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord.
Zwischen Ruhe und Stille
„Dass man überhaupt in Deutschland die Möglichkeit hat, legal mitten in der Natur zu campen, finde ich toll“, sagt Pia. Sie übernachtet im Camp Grimbach im Nordschwarzwald. Pia ist erfahrene Trekkerin, war schon in Schweden, Tasmanien und Patagonien. Mit ihr im Camp ist Albrecht. Er schwärmt: „Wenn ich aus dem Zelt schaue, habe ich diesen großartigen Sternenhimmel vor mir. Und heute Morgen das Vogelgezwitscher – das war vom Feinsten.“ Die ganze Trekking-Gruppe ist von der Ruhe und Einsamkeit beeindruckt. „Wir haben von Weitem zwei Radfahrer und einen Jogger gesehen – das war’s“, erzählt Steffen. „Wir werden nicht gestört und können richtig abschalten.“
So geht es auch Nicolai Stotz. „Mein Wunsch war es, der Natur ein Stück näherzukommen. Einfach mal weg vom Alltäglichen. Dieser Wunsch hat sich auf meiner Drei-Tages-Trekking-Tour im Nordschwarzwald auf jeden Fall erfüllt“, berichtet Stotz. Auf das Wesentliche konzentrieren – das hat Stotz durch die Trekking-Camps gelernt. „Ich bin zwar schon des Öfteren längere Mehrtagestouren gelaufen, aber nie als Selbstversorger. Es ist etwas Anderes, wenn man alle Dinge, die man benötigt, dabeihaben muss. Dabei ist schon die Planung ein kleines Abenteuer. Denn man muss auf gewohnten Komfort verzichten, um Platz für die Dinge zu schaffen, die wirklich wichtig sind.“
Trekken, zelten und Naturschutz beachten
Die Trekking-Camp-Saison startet am 1. Mai und endet am 31. Oktober. Alle Camps liegen abseits der Ortschaften und sind nur zu Fuß erreichbar. Sie verfügen über Plätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle und ein Toilettenhäuschen. Ausrüstung, Verpflegung und Trinkwasser bringen Trekkerinnen und Trekker selbst mit. Pro Camp dürfen sie maximal eine Nacht verbringen. Die Standorte der Camps sind so gewählt, dass innerhalb einer Tagestour das nächste Camp erreicht werden kann. Die Camps müsst ihr zuvor online auf der Trekking-Plattform buchen. Die Wegbeschreibung der letzten Meile erfahrt ihr erst nach der Buchung.
Das Projekt Trekking Schwarzwald haben 2017 die Naturparke Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, der Nationalpark Schwarzwald und Forst BW initiiert. Ziel ist es, unter Berücksichtigung des Naturschutzes und in Abstimmung mit den Waldbesitzenden ein Netzwerk von Trekking-Camps entlang zentraler Fernwanderwege des Schwarzwalds zu etablieren. So ist das Zelten in den beiden Naturparken und im Nationalpark Schwarzwald offiziell erlaubt. In der Saison 2020 wurde das Angebot auf den Südschwarzwald ausgeweitet.
Trekking-Camps sind schnell ausgebucht
Eine Nacht im Zelt in einem der 18 Trekking-Camps im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Naturpark Südschwarzwald und im Nationalpark lockt nicht nur Trekking-Begeisterte aus Baden-Württemberg. Sie kommen aus ganz Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Frankreich. Nachdem die Buchungsplattform in diesem Jahr (2023) am 15. März geöffnet wurde, sind beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord bereits am ersten Tag rund 1.000 Buchungen eingegangen.
Im vergangenen Jahr waren die Camps im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord nahezu ausgebucht. Über ein Viertel der Buchungen ging bereits am Tag der Öffnung der Buchungsplattform ein. Im Schnitt erwandern Trekking-Gäste ein bis zwei Camps, um dort eine Nacht zu verbringen. „Besonders begehrt waren die Wochenenden und Feiertage sowie die Ferienzeiten“, resümiert Lilli Wahli. Sie ist beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord für das Projektmanagement zuständig und zusammen mit Christine Peter vom Naturpark Südschwarzwald Ansprechpartnerin für die Kommunen und Betreiber der Camps.
Alle Trekking-Camps waren ähnlich gut besucht. „Das zeigt, dass wir die Plätze für unsere Camps entsprechend der Interessen der Trekkerinnen und Trekker ausgewählt haben“, sagt Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord.
Ist Feuermachen im Camp erlaubt?
Ja, Feuermachen im Camp ist erlaubt – solange keine Waldbrandgefahr herrscht. Informiert euch im Voraus beim Deutschen Wetterdienst über die aktuelle und zu erwartende Waldbrandgefahr in der Region eures Trekking-Camps. Wird vom Deutschen Wetterdienst für die relevanten Gebiete die Waldbrandgefahrenstufe (der Waldbrandgefahrenindex) drei (erhöhte Gefahr), vier (hohe Gefahr) oder fünf (sehr hohe Gefahr) vorhergesagt, darf kein offenes Feuer im Camp entfacht werden. Dies gilt auch für die Feuerstelle. Die Camp-Betreuenden vor Ort können unabhängig vom Deutschen Wetterdienst je nach Trockenheit am Standort ein Feuerverbot aussprechen.
Lagerfeuer dürft ihr ausschließlich in den dafür vorgesehenen Feuerstellen (teilweise auch Feuerschalen) entzünden. Solange das Feuer brennt, muss mindestens eine Person dabei sein und aufpassen. Zum Feuermachen dürft ihr im Naturpark herumliegende Äste und Zweige bis zu einem Durchmesser von zwölf Zentimetern aus der Umgebung sammeln. Liegt das Camp im Nationalpark, dürft ihr kein Holz sammeln. Dort wird Feuerholz bereitgestellt.
Die zehn goldenen Trekking-Regeln
Die Regeln gibt es auch online unter trekking-schwarzwald.de.
Regel 1: Gute Planung
Auch wenn es nicht auf den Mount Everest geht, bereitet eure Tour gut vor! Wichtig sind: passende Kleidung, ausreichend Verpflegung, Notfall-Apotheke für den Rucksack und alles, was ihr zum Übernachten benötigt. Ausrüstungstipps findet ihr online unter trekking-schwarzwald.de. Achtung: Nicht überall gibt es Mobilfunk- und Internetempfang.
Regel 2: Fitness richtig einschätzen
Der Schwarzwald ist Deutschlands höchstes Mittelgebirge. Ihr solltet die Streckenlänge, die Höhenmeter und das Gewicht des Rucksacks realistisch einschätzen.
Regel 3: Ausrüstung checken
Weniger ist oft mehr. Packt für eure Tour nur das Nötigste ein. Damit ihr nichts Wichtiges vergesst, haben wir euch online unter trekking-schwarzwald.de eine Packliste zusammengestellt.
Regel 4: Verpflegung mitnehmen
Nehmt ausreichend Verpflegung und vor allem genügend Wasser zum Trinken und Waschen mit. Pro Tag benötigt ihr etwa vier bis fünf Liter Wasser. An den Trekking-Camps sind keine Wasserstellen vorhanden. Auf dem Weg in die Camps gibt es hin und wieder Quellen. Meist handelt es sich jedoch nicht um Trinkwasser. Wenn ihr das Wasser trotzdem trinken wollt, solltet ihr es zuvor abkochen oder spezielle Wasserfiltertabletten benutzen. Snacks wie etwa Nüsse oder Müsliriegel eignen sich für unterwegs. Fürs Abendessen sind einfache Gerichte wie zum Beispiel Pasta mit Sauce perfekt.
Regel 5: Wettervorhersage beachten
Das Wetter im Schwarzwald kann schnell umschlagen. Informiert euch unmittelbar vor der Tour über die aktuelle Wettervorhersage bei der Unwetterzentrale. Bei Unwetterwarnungen solltet ihr das Camp nicht nutzen.
Regel 6: Wandern statt fahren
Alle Camps sind nur zu Fuß erreichbar. Nutzt den Öffentlichen Nahverkehr oder parkt euer Auto auf einem Wanderparkplatz. Tipps dazu gibt es in der Campbeschreibung. Diese erhaltet ihr nach der Buchung.
Regel 7: Wild campen verboten
Wildes Campen ist verboten. Bitte nutzt nur die vorgegebenen zwei bis drei Zeltplätze, die es pro Camp gibt. Im Naturpark sind diese mit Hackschnitzeln eingeebnet. Im Nationalpark gibt es Holzplattformen.
Regel 8: Respekt vor der Natur
Die Natur ist für die Tiere wie ein Wohnzimmer. Wer auf den Wegen bleibt, keinen Lärm macht und seinen Hund anleint, macht alles richtig! Wie ihr euch in der Natur Wildtier-freundlich verhaltet, erfahrt ihr online unter trekking-schwarzwald.de > „BewusstWild“.
Regel 9: Kalte Küche bei Waldbrandgefahr
Im Sommer kann es richtig heiß und trocken sein. Beachtet deshalb die aktuelle Waldbrandgefahr. Ab Warnstufe vier gibt es kalte Küche. Feuermachen ist dann verboten.
Regel 10: Aufräumen und Müll mitnehmen
Bitte hinterlasst das Camp sauber. Säubert die Feuerstelle nach der Benutzung und nehmt eure Abfälle wieder mit.
- Tipps und Tricks rund um die Trekking-Camps gibt es auch online hier im Naturpark-Blog unter dem Stichwort „Trekking“. Dort findet ihr alle wichtigen Infos zu: Vorbereitung, Trekking mit Familie, Kalte Outdoorküche bei Waldbrandgefahr, Ausrüstung und Rucksack sowie Müllvermeidung.
(Text: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Fotos: Sebastian Schröder-Esch/Naturpark Südschwarzwald)
8.5.2023