Naturpark-Schule aus Bühlertal mit Schwarzwald-Guide und Entdeckerwagen der Naturpark-Detektive auf Tour.
Ein Bollerwagen mit drei Naturpark-Detektiven an Bord und einem Schwarzwald-Guide dabei – klingt ungewöhnlich und ziemlich abenteuerlich. Dabei handelt es sich um ein neues Umweltbildungs-Erlebnisangebot des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord für Naturpark-Schulen und Naturpark-Kindergärten. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler von Lehrer Karl Linz von der Naturpark-Schule Dr.-Josef-Schofer in Bühlertal haben es während ihres Waldschulheim-Aufenthalts in Forbach-Hundsbach ausprobiert.
Das ist im Entdeckerwagen der Naturpark-Detektive alles drin
Die Natur mit allen Sinnen erleben. Das können die Kinder mit dem Entdeckerwagen der Naturpark-Detektive. Los geht’s mit einer extra für Kinder gestalteten Karte. Sie zeigt, wie groß der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist. Auf ihr sind Städte und Gemeinden eingezeichnet, die Mitglied im Naturparkverein sind. Auf der Karte können die Schülerinnen und Schüler sehen, wo welche Kulturlandschaft – wie zum Beispiel Wald, Weinberge, Äcker, Weiden oder Streuobstwiesen – typisch ist. Sie zeigt Flüsse und Wasserfälle im Naturpark. Und natürlich auch besondere Projekte wie das Naturpark-Brot oder die Trekking-Camps. Nachdem die Viertklässlerinnen und Viertklässler mit der Hilfe von Schwarzwald-Guide Jenny Vielsäcker ihren Standort Forbach-Hundsbach auf der Karte gefunden haben, machen sie sich ans weitere Auspacken des Wagens.
Da ist ein Gerät, mit dem sie die Temperatur ihrer Umgebung messen können. Mit einem anderen Gerät können die Schülerinnen und Schüler die Windstärke messen. Mit viel Neugierde probiert jeder die Geräte aus. Es gibt Stempel für Tierspuren, Garten-Handschaufeln, Notizblöcke, Stifte, Pinsel, Wachsmalkreide, Spielkarten und natürlich die gefilzten Handpuppen der drei Naturpark-Detektive Wally Wildschwein, Fabio Fuchs und Dr. Bertold Buntspecht. Außerdem gibt es einige Experimentier-Sets mit entsprechender Technik wie etwa einem Tablet. Die Themen nehmen didaktisch Bezug auf das Online-Umweltbildungs-Programm der Naturpark-Detektive.
Tolle Entdeckungen auf der Wiese: Pinker Grashüpfer & Heilpflanze
Beim Auspacken entdeckt eine Schülerin eine Becherlupe und macht sich gleich auf die Suche nach Insekten. Nachdem der erste kleine, grüne Grashüpfer im Glas ist und unter der Lupe näher betrachtet wird, gehen alle Kinder auf Entdeckertour. Sie wuseln über die Wiese und hin und wieder bildet sich ein Kreis um eines der Kinder, um ein Insekt zu beobachten. Dann unterbricht Dharma das geschäftige Grundgemurmel mit einem Jubelschrei: „Hey schaut mal her, ich habe einen pinken Grashüpfer gefunden!“, ruft sie. Und tatsächlich ist die kleine Heuschrecke pink. Ein seltener Fund, wie sich herausstellt. Die pinke Farbe ist ein genetischer Defekt – ähnlich wie das Weiß bei Albinos, das für eine helle Haut-, Haar- oder Fellfarbe sorgt. Nachdem alle den pinken Grashüpfer bestaunt haben, entlässt Dharma ihn schweren Herzens wieder auf die Wiese. „Am liebsten würde ich ihn ja mitnehmen“, sagt sie und blickt liebevoll dem pinken Hüpfer hinterher.
Durch dieses besondere Erlebnis hat Dharma auch den Mückenstich schon wieder ganz vergessen, der sie vorhin noch geplagt hat. Naturpark-Schwarzwald-Guide Jenny wusste da gleich Rat. Schnell pflückt sie einen Spitzwegerich. Dharma knüllt ihn zusammen, drückt den Saft aus der Pflanze und streicht ihn auf den Stich. Der Saft der Heilpflanze sorgt dafür, dass der Stich weniger juckt. Ein kleines Naturwunder!
Wasserrad bauen mit Naturmaterialien
Nachdem die Viertklässlerinnen und Viertklässler den Lebensraum Wiese eingehend erforscht haben, packen sie wieder alle Materialien in den Naturpark-Entdeckerwagen. Denn jetzt geht’s auf in den Wald und an den Bach. Dharma zieht den Bollerwagen hinter sich her bis zur Saulochhütte. Oh, hier würde sich Naturpark-Detektivin Wally Wildschwein wohlfühlen! Auch die Kinder lieben den Wald. Malerisch liegen von Moos bewachsene Steine im Wasser. Zum Bach laufen Luci und ihre Mitschüler barfuß über dicke Moosteppiche und zwischen süßlich-duftenden Heidelbeersträuchern hindurch.
Jetzt sind die handwerklichen Fähigkeiten der Kinder gefragt. Denn auf dem Plan steht: Ein Wasserrad aus Naturmaterialien bauen. Lehrer Karl Linz macht mit einem scharfen Messer mehrere Zentimeter lange, versetzte Schnitte in die Pflanzenstängel. Durch die Schnitte schieben die Schülerinnen und Schüler dann längliche Rinden-Stücke einer Birke. Und schon ist das Wasserrad fertig. Jetzt braucht es nur noch einen geeigneten Platz im Bach, an dem die Enden befestigt werden können.
Sayed zieht seine Schuhe und Strümpfe aus und stapft mit dem Wasserrad in der Hand durch den Bach. Seine Augen suchen die Steine im Wasser nach dem perfekten Platz für das Wasserrad seiner Gruppe ab. „Es war nicht einfach, eine gute Stelle im Bach zu finden“, berichtet der Viertklässler. „Ich habe geschaut, wo das Wasser besonders schnell fließt und ich die Enden des Stängels jeweils mit Steinen befestigen kann.“ Nach langem Ausprobieren hat es Sayed geschafft: Das Wasserrad dreht sich und schaufelt kräftig Wasser. Sayed steht knöcheltief im Wasser und strahlt übers ganze Gesicht.
Mit der Natur arbeiten und neue Perspektiven gewinnen
„Mensch und Natur im Blick“ der Slogan des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord beschreibt Jennys Leidenschaft perfekt. „Ich identifiziere mich sehr mit dem Slogan. Er verkörpert genau das, was mir wichtig ist: unterschiedliche Blickwinkel auf die Natur entdecken und aufzeigen“, erklärt Jenny. Dass Jennys Plan super aufgeht, zeigt sich auch an der Begeisterung der Schülerinnen und Schüler. „Ich hätte nicht gedacht, dass man aus den Naturmaterialien so tolle Sachen basteln kann“, sagt Matteo und zeigt auf die Wasserräder seiner und der anderen Gruppen.
Zum Abschluss führen einige der Schülerinnen und Schüler noch spontan ein kleines Theaterstück mit den Handpuppen der drei Naturpark-Detektive und den von Jenny gefilzten Tieren auf. Dhama hat Jennys gefilzten Dachs ins Herz geschlossen und zieht mit ihm in der Hand den Naturpark-Entdeckerwagen zurück zum Schullandheim.
Interesse am Naturpark-Entdeckerwagen?
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Das Entdeckerwagen-Angebot kann zeitlich und inhaltlich flexibel gestaltet und individuell an die Bedürfnisse Ihrer Einrichtung angepasst werden. Der Termin findet entweder im direkten Umfeld Ihrer Einrichtung oder an einem anderen zuvor vereinbarten und geeigneten Ort statt. Das Angebot ist bis Ende 2024 kostenfrei. Der Naturpark will möglichst vielen Einrichtungen die Möglichkeit geben, dieses Bildungsangebot zu nutzen. Die Verfügbarkeit richtet sich nach den vorhandenen finanziellen und personellen Mitteln.
Text & Fotos: Gundi Woll
GW/12.08.2024