Die sonnigen Tage der vergangenen Woche haben unserem Partner Baden-Badener Winzergenossenschaft den letzten Tag der diesjährigen Weinlese für ihre Spitzenweine beschert. Am Freitag, dem 3. November 2017, haben die Weinbauern die Riesling-Auslese und die Beerenauslese sicher in den Keller gebracht.
Die eigentliche Traubenernte war in diesem Jahr um den 13. bis 14. Oktober abgeschlossen. Aber ein Teil der Trauben bleibt regelmäßig auf den Reben für die Auslesesorten. Sie werden in Netze eingepackt, um sie vor Vögeln zu schützen und herabfallende Trauben aufzufangen. Und so gibt es meist später im Herbst noch einen letzten Lesetag wie nun am 3. November.
Botrytis-Pilz: vom Schädling zum Nützling
Das warme und trockene Wetter sorgte noch für einige Oechsle-Grade. Damit erreichen die Trauben nach dem Reglement im deutschen Weinbau die Auslese-Standards. „Bei der Riesling-Auslese sind das 102 Oechslegrade“, erklärt Kellermeister Christoph Zeidler. „Wir haben 104 Grad erreicht. Und bei der Beerenauslese müssen es mindestens 128 Grad sein – bei uns sind es in diesem Jahr 135.“ Die Sonne sorgt nicht ganz alleine für den höheren Zuckergehalt. Der Pilz Botrytis ist früher im Jahr ein gefährlicher Schädling, aber bei reifen Trauben kurz vor der Ernte spricht man von „Edelfäule“. Der Pilz macht die Traubenhaut durchlässig, mehr Wasser aus der Traube verdunstet. Und zurück bleiben ein höherer Zuckeranteil und ein kräftigeres Aroma.
Weinlese heutzutage früher als früher
Einen Eiswein wird es in diesem Jahr allerdings nicht geben. „Eiswein ist eine Erfindung aus den Zeiten, als die Weinlese erst Mitte November zu Ende war“, erläutert Zeidler. „Und wenig später gab es die ersten richtigen Fröste. Heute kommen sie oft erst im Januar.“ Wegen der Klimaerwärmung reifen die Trauben inzwischen meist früher. Entsprechend früher findet die Weinlese statt. So bleiben oft nicht genug Trauben für einen Eiswein hängen.
Die Hefe hat keine Lust mehr
Die Oechslegrade messen die Winzer schon im Weinberg mit dem Refraktometer: Sie träufeln etwas Traubenmost auf die Linse und aufgrund der Lichtbrechung kann das Gerät den Zuckergehalt feststellen. Die Baden-Badener Winzer haben Trauben für rund 750 Liter Riesling-Auslese und 230 Liter Beerenauslese geerntet. Bis der 2017er-Jahrgang verfügbar ist, braucht es aber noch etwas Geduld. „Tendenziell Weihnachten 2018“, schätzt Zeidler. „Bei hohem Zuckergehalt dauert die Gärung länger.“ Und er lächelt: „Irgendwann hat die Hefe keine Lust mehr und kann nicht allen Zucker verarbeiten. Deshalb schmecken die Auslese-Weine süßer.“