Sie trägt ihren Namen zu Recht: Die langen Fühler sehen zwar nicht unbedingt aus wie Hörner, aber lang sind sie allemal. Wie man weiß, haben Bio- und Zoologen oft eine eigenwillige Fachsprache. Auf ganz Deutschland bezogen ist die Mai-Langhornbiene noch nicht gefährdet, wohl aber in einzelnen Regionen. In Sachsen ist sie vom Aussterben bedroht, in Berlin bereits ausgestorben. In Schleswig-Holstein kam sie noch nie vor.
Die Wahl der Wildbiene des Jahres soll auf die Art aufmerksam machen
„Wildbiene“ oder sonst ein Tier „des Jahres“ ist meist kein erstrebenswerter Titel, sind doch die Titelträger meist gefährdet. Aber nicht immer. Seit 2013 wählt das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ jährlich eine besonders interessante Wildbienenart aus, um einen Einblick in die faszinierende Welt der Wildbienen zu ermöglichen. Zudem betont das Kuratorium, wenn diese für den Menschen ungeheuer nützlichen Tiere heute in ihrem Bestand bedroht sind.
Zu schnell, um sie zu unterscheiden
Die langen Antennen der Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) tragen allerdings nur die Männchen. Sie sind fast länger als der Körper. Typisch ist auch der gelbe Kopfschild im schwarzen Gesicht. Mit dem orange-braunen Pelz auf dem Brustteil und dem gedrungenen Körper erinnert die Langhornbiene an Pelzbienen. Sie von ihren nahverwandten Geschwistern zu unterscheiden beziehungsweise ihre Art zu bestimmen ist schwierig. Denn sie sind sehr lebhaft und immer recht rasant unterwegs. Nicht nur deshalb. Die Unterschiede zu den verwandten Gattungen Tetralonia und Tetraloniella sind nur unter der Lupe zu erkennen.
Spezialisiert auf die Zaunwicke
Besser bestimmen kann man die acht heimischen Arten der spezialisierten Langhornbiene, wenn man sie beim Blütenbesuch beobachtet. Hier kommt es auch darauf an, wann sie unterwegs ist. Die Mai-Langhornbiene fliegt von Ende April bis Mitte Juni, die nahverwandte Juni-Langhornbiene (Eucera longicornis) tauch gut zwei bis drei Wochen später auf. Die Weibchen der Mai-Langhornbiene haben sich ausschließlich auf Schmetterlingsblüler spezialisiert. Die am häufigsten genutzte Pollenquelle ist die Zaunwicke. Hinzu kommen Vogel-Wicke, Wisen-Platterbse oder Rot- und Weißklee.
Die Männchen fliegen schon ab April
Die Männchen fliegen deutlich früher als die Weibchen aus. Von Mitte April bis Anfang Mail patroullieren sie in rasantem Flug meist an Beständen der Zaunwicke. Sie legen mit Duftmarken Flugrouten fest und warten auf die Weibchen. Diese wiederum bauen ihre Nester im Boden an nicht oder spärlich bewachsenen sandigen oder lehmigen Bodenstellen, sowohl auf ebenen Flächen als auch an Böschungen. Den hinteren Teil ihrer Brutkammern nutzdas Weibchen für den Pollenvorrat. Wenn das Nest fertig ist und sie die Eier in die Brutzellen entlang eines Ganges gelegt hat, verschließt es das Nest mit Erde. Danach lebt es noch bis etwa Mitte Juni.
Helft der Mai-Langhornbiene
Die Hauptpollenquelle der Wildbiene des Jahres 2021 ist zwar noch nicht bedroht, aber die Flächen, auf denen die Zaunwicke wächst, gehen zurück. Wo sie angepflanzt wird, nützt das der Mai-Langhornbiene spürbar. Wenn ihr geeignete Flächen habt, sät geeignete, heimische Blühmischungen mit einem hohen Anteil von Schmetterlingsblütlern. Damit die Bodennester geschont werden, sollten die Flächen unbedingt mehrere Jahre lang blühen. Und mäht sie nicht vor dem Juni.
Weitere Informationen: www.wildbienen-kataster.de.
(Titelfoto: F. Fornoff, übrige Fotos: M. Klatt, H. R. Schwenninger, R. Burger, F. Fornoff)
21.1.2021