Ein Name, den man sich nicht aufs erste Mal auswendig merkt: Die „Senf-Blauschillersandbiene“, lateinisch „Andrena agilissima“ ist vom Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ zu ebendieser gewählt worden. Universitätsprofessoren, Vertreter von NABU, des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster und des Stuttgarter Naturkundemuseums (SMNS) bilden die Jury. Seit 2013 wählen sie eine besonders interessante Wildbienenart aus, um einen Einblick in ihre faszinierende Welt zu ermöglichen.
Gleichzeitig soll die Bevölkerung sensibilisiert werden, wie gefährdet viele der – noch – rund 560 ungeheuer nützlichen Wildbienenarten sind. Die Wildbiene des Jahres soll auch dazu ermuntern, in die Natur zu gehen und sie in ihrem Lebensraum zu beobachten. Damit wirkt die Initiative auch im Sinne einer Wissenschaft für alle („citizen science“) und bringt mehr Klarheit über das aktuelle Vorkommen der Insekten.
So erkennt ihr die Senf-Blauschillersandbiene
Die Senf-Blauschillersandbiene ist ziemlich leicht zu erkennen an ihrer beachtlichen Körpergröße von 13 bis 15 Millimetern und dem typischen Blauschimmer auf ihren Flügeln und ihrem Hinterleib. Schneeweiße Haarbüschel an den Hinterleibsringen, den Hinterbeinen und am Ende des Brustteils bilden einen starken Kontrast zum schwarzen Chitinpanzer.
Die „Pollenhöschen“ an den Hinterbeinen der Weibchen sind meist blassgelb gefärbt, weil die Biene hauptsächlich am Ackersenf sammelt, der diese Farbe hat. Daher auch der Senf im Namen der Wildbiene. Den Rest des Namens klären wir auch noch auf: Als Sandbiene baut die Art ihr Nest im Erdboden. Dabei bevorzugt sie regengeschützte Plätze an Steilwänden in Sand, Löss oder Lehm.
Agil – agiler – agilissima
Wie die meisten Wildbienen bildet die Senf-Blauschillersandbiene keine Völker, aber immehin lebt sie in Gemeinschaften, in denen mehrere Weibchen gemeinsam einen Nesteingang nutzen. Die Art bringt eine Generartion pro Jahr hervor, die Flugzeit ist von Anfang Mai bis Anfang Juni. Besonders die Männchen sind rasante Flieger – dies drückt der lateinische Namensteil „agilissima“ aus.
Weil sie sich auf den Ackersenf und einige weitere Kreuzblütler spezialisiert hat – wie Raps oder Weiß-Senf, aber auch Barbarakraut oder Hederich – kommt sie fast ausschließlich in Ackerbaugebieten vor. Das ist auch der Grund, warum sie gefährdet ist – in Sachsen, Sachsen-Anhalt und leider auch in Baden-Württemberg gilt sie sogar als stark gefährdet. Denn intensive Feldwirtschaft mit nur noch wenigen Kulturpflanzen sowie Pflanzenschutzmittel haben die Andrena agilissima vielerorts verdrängt. Ihre Futterpflanzen waren früher häufig an Wegrändern oder auf Ackerbrachen anzutreffen. Heute nicht mehr oft.
Mehr Nahrungspflanzen für die Wildbiene!
Es würde der Senf-Blauschillersandbiene sehr helfen, ihre Nahrungspflanzen, also Kreuzblütler wieder an Ackerrändern oder flächig auszusäen. Die Flächen dürfen nicht zu weit auseinander und nicht zu weit von den Nistplätzen entfernt liegen. Die Art kann immerhin einen Kilometer weit entfernt Nahrung sammeln.
Ihr könnt allen Wildbienenarten helfen, wenn ihr euch an unserem Projekt „Blühender Naturpark“ beteiligt. Wenn ihr einen Garten habt, könnt ihr Wildblumen aussäen – die richtigen Samen gibt’s bei uns. Wenn ihr keinen Garten habt, könnt ihr eine Blumenwiesenpatenschaft übernehmen – auch in unserem Online-Shop. Aber auch Unternehmen, Behörden und andere Institutionen können beides tun – Wildblumen auf dem eigenen Grundstück einsäen oder eine Unternehmenspatenschaft übernehmen. Alles, was ihr dazu wissen müsst, findet ihr auf unserer Homepage. Oder ihr ruft uns unter 07223 957715-0 einfach an.
(Fotos: R. Burger/IFAUN, M. Klatt/Wildbienen-Kataster, H. R. Schwenninger/Wildbienen-Kataster, A. Haselböck/Wildbienen-Kataster)
18.12.2018