Prominenter Besuch beim Aktionstag im Naturpark-Info-Shop: Zoodirektor Prof. Dr. Matthias Reinschmidt vom Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe beantwortete unzählige Fragen von Kindern. Die konnten sich auch an Bastelaktionen und an einem Preisrätsel beteiligen. Mit dabei waren die Naturpark-Detektive.
Wer den Zoodirektor nur aus dem Internet kennt oder ihn im Zoo noch nicht getroffen hat, konnte ihn am 21. Juli in und vor der Naturpark-Geschäftsstelle in Bühlertal nun live erleben. Geduldig und humorvoll beantwortete Prof. Dr. Matthias Reinschmidt alle Fragen der wissensdurstigen Kinder, die mit ihren Eltern zum Aktionstag gekommen waren.


Zuerst aber fragte Reinschmidt die Kinder nach ihren Lieblingstieren im Zoo. „Fledermäuse“, war die erste Antwort. Denn eine der Attraktionen des Zoos ist die Fledermaushöhle, in der Hunderte der Nachttiere ständig die Besucher umflattern. „Löwen“, war die nächste Antwort. „Wir haben gar keine Löwen mehr“, erklärte der Zoodirektor, „weil wir keinen Platz für eine angemessene Unterbringung haben.“ Schneeleoparden, Elefanten, Schneeeulen, kam noch etwas zaghaft aus der Kinderschar.


Der Zoodirektor weiß alle Zahlen
Doch dann löcherten die jungen Zoofans den Professor immer mehr. Sie wollten vor allem Zahlen hören. Wie viele Tiere leben im Zoo? „Ratet mal“, forderte Reinschmidt auf. Die Schätzungen begannen bei 1.000, wagten sich dann über 1.500, 1.600 bis auf 2.000 vor. „Ich sag’s euch: über 5.000!“, überraschte der Zoodirektor. Er fragte zurück: „Was glaubt ihr, wie viele Arten wir haben?“ 100? „Mehr.“ 120? „Mehr.“ 500? „Zu viel! 319 verschiedene Arten gibt es im Karlsruher Zoo.“
Wie viele Fledermäuse? 400 bis 500. Wie viele Papageienarten? 27. Wie viele Schneeleoparden? Zwei. Piranhas? 35. Erdmännchen? 26. Pinguine? 47. Vogelarten? 114. Faultiere? Zwei. Reinschmidt hatte so gut wie alle Zahlen im Kopf.
„Raubtiere fressen keine Blümchen“
Manche Kinder hatten sich richtig vorbereitet und sich Fragen aufgeschrieben. Zum Beispiel las ein Junge von seinem Zettel: „Beteiligt sich der Zoo an der Auswilderung von Tieren – wenn ja, welche?“ Über diese Frage freute sich Reinschmidt. „Ganz tolle Frage. Ja, wir haben verschieden Projekte. So haben wir in den letzten Jahren 123 Kiebitze und 650 Moorfrösche ausgewildert. Wir sammeln die Gelege der Vögel und den Froschlaich ein, päppeln die Tiere auf und wildern sie dann aus.“
Auch mit unbequemen Wahrheiten konfrontierte Reinschmidt sein junges Publikum. Als ein Kind fragte: „Was fressen Raubtiere?“, erklärte er: „Raubtiere fressen keine Blümchen. Sie fressen andere Tiere. Wir züchten Zwergziegen, schlachten sie und verfüttern sie an die Raubtiere.“


„Wann kommen die Giraffen zurück?“, fragte ein Junge. Hier konnte der der Zoodirektor die frohe Kunde verbreiten: „Nächsten Freitag! Wir bringen sie in der neuen Afrika-Anlage unter. Dort gibt es für euch eine Plattform auf Augenhöhe mit den Giraffen, damit ihr sie nicht immer von unten anschauen müsst.“
„Hat jedes Tier einen Namen?“, kam die Frage. „Nein. Bei 5.000 Tieren geht das nicht“, sagte Reinschmidt. Und ergänzte: „Ich muss ehrlich sagen: Von den 5.000 Tieren sind 4.000 Fische“, was für Gelächter sorgte.

Wie schlafen Elefanten?
Ein großes Thema waren die Elefanten. „Wie schlafen Elefanten?“, wollte ein Mädchen wissen. „Sie legen sich acht- bis zehnmal hin und halten jedes Mal fünf bis 30 Minuten Kurzschlaf. Wenn sie länger schlafen würden, würde ihr Gewicht auf ihre Organe drücken. Wenn sie älter werden und das Aufstehen schwerer wird, lehnen sie sich an und schlafen im Stehen.“ Wie groß sie werden? „Wir haben das größte Elefantenweibchen Europas in einem Zoo mit 2,96 Metern Höhe. Wir hatten auch den ältesten Elefanten Europas – unsere Rani wurde 64 Jahre alt.“ Wovor Elefanten Angst haben, wollten die Kinder wissen. „Nicht vor Mäusen“, lachte der Professor, der gerade erklärt hatte, dass im Elefantenhaus auch das kleinste Zoo-Säugtetier lebt – die Etrusker-Spitzmaus. „Sie wiegt nur zwei Gramm und es bräuchte zwei Millionen Etrusker-Spitzmäuse, um das Gewicht eines Elefanten von vier Tonnen zu erreichen.“ Ein Raunen ging durch die Kinderschar.

Ein Zoodirektor liebt alle Tiere, aber …
Natürlich fragten die Kinder nach Reinschmidts Lieblingstier. „Als Zoodirektor liebst Du alle Tiere“, sagte er zunächst diplomatisch. Doch dann gab er allmählich zu, dass es die Papageien sind. Auf Youtube ist er mit seinen zwei prächtigen blauen Hyazinth-Aras Henry und Indigo bekannt geworden, die er selbst vom Küken bis zum erwachsenen Vogel aufgezogen hat. „Da musst du alle drei Stunden füttern, auch in der Nacht.“ Und nicht umsonst wuchs die Zahl der Papageienarten während seiner mittlerweile achtjährigen Amtszeit im Karlsruher Zoo von zwei auf 27.


Eine gute Dreiviertelstunde lang beantwortete Reinschmidt die Kinderfragen. Doch das war nicht die einzige Attraktion am Naturpark-Aktionstag. Die drei Naturpark-Detektive Dr. Bertold Buntspecht, Wally Wildschwein und Fabio Fuchs boten verschiedene Bastelaktionen an, beispielsweise den „Wiedehopf im Blumentopf“. Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022. Da es in Deutschland nur noch einige hundert Brutpaare gibt, gilt der Wiedehopf als stark gefährdet. Deshalb hilft die Artenschutzstiftung des Zoos dabei, den auffällig aussehenden Vogel wieder anzusiedeln. Außerdem gab es zehn Eintrittskarten für den Karlsruher Zoo zu gewinnen.



(Fotos: Gundi Woll, Stefan Dangel, beide Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
25.7.2023