Die Hochmoore auf dem Kaltenbronn sind ein sehr beliebtes vielfältiges Ausflugsziel für Groß und Klein. Seit die Bohlenwege durchs Hohloh- und durchs Wildsee-Moor erneuert wurden, sind die attraktivsten Wanderwege dort oben auch barrierefrei. Hier findet ihr eine Kurzbeschreibung der NaTour-Runde am Hohlohmoor, die sich natürlich auch für Fußgänger lohnt.
Eine tatendurstige Gruppe von Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern hat sich im vorletzten Frühjahr gleich auf eine große Tour aufgemacht – vom Kaltenbronn über Wildseemoor und Grünhütte bis auf den Sommerberg nach Bad Wildbad. Lest ihren Erlebnisbericht weiter unten.
Der erneuerte Hohlohsteg ist barrierefrei
Seit dem letzten Jahr ist der Bohlensteg im Hohlohmoor erneuert und kann mit dem Rollstuhl und Kinderwagen barrierefrei gut befahren werden. Wer in dieser einzigartigen Moorlandschaft auf dem Kaltenbronn etwas mehr Ruhe sucht, ist auf dieser Rundtour durch das Hohlohmoor genau richtig. Die Tour startet am Parkplatz „Schwarzmiß“. Von dort geht es rund 500 Meter auf einem Teersträßchen mit einer Steigung von zehn bis zwölf Prozent bergauf bis zum Kaiser-Wilhelm-Turm. Für Rollstuhlfahrer ist dies allerdings nur in Begleitung oder mit einer Antriebshilfe (z. B. wie das unten erwähnte Swiss-Trac) möglich. Von dort geht es auf einem fein geschotterten, gut befahrbaren Weg zum Bohlensteg durch das Hohlohmoor. Am Ende des Steges verläuft der Weg mit einem Gefälle von sechs Prozent auf einer Länge von 250 Metern am Kegelbach entlang bergab. Am Torfweg geht es links in Richtung Schwarzmiß-Parkplatz zurück.
Die Tour hat eine Gesamtlänge von 2,7 km, bei einem Auf- und Abstieg von 43 Höhenmetern. Weitere Details findet ihr bei Outdooractive:
Der Blaubeerpfannkuchen lockt
Deutlich abenteuerlicher ist eine rund zehn Kilometer lange Tour mit dem Rollstuhl vom Kaltenbronn über die Grünhütte zum Sommerberg. Lest hier den Erlebnisbericht von vier Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern, die in Bad Wildbad zur Reha waren.
„Reha im Mai 2018 in Bad Wildbad, Quellenhof. Da im Mai gehäuft Feiertage sind und man tatenlos in der Klinik öde rumgammelt ohne Anwendungen, kam irgendjemand auf die Idee, man könnte die Zeit auch sinnvoll nutzen und mit Freunden einen Ausflug unternehmen…
Als ich hörte, dass es oben auf dem Berg in der Grünhütte Blaubeerpfannkuchen gäbe, war für mich klar: Ich muss da hoch. Mit von der Partie waren selbstverständlich Wiebke und Jens, die den Mut und den Kampfgeist für ein solches Unternehmen haben. Unsere ortskundige Conny tüftelte sogleich einen Plan aus, wie man den Wanderweg auch mit dem Rolli bezwingen kann und instruierte umgehend Gert, der mit dem Safety-Car am Samstagmorgen um neun Uhr pünktlich auf dem Quellenhof-Parkplatz stand, uns einsammelte, vier Rollstühle und einen Swiss-Trac ins Auto lud und mit uns allen auf den Kaltenbronn fuhr, um uns dort am Infozentrum auszusetzen. Drei wagemutige Aktiv-Rollis samt Fahrer und unsere bezaubernde Reiseleitung Conny mit Wanderkarte, Ortskenntnis und ihrem Service-Car-Swiss-Trac, in dem wir Wasserflaschen, drei Regenschirme und eine Regenhose verstauen konnten. (Laut Conny ist es auch hierzulande so, dass es nicht regnet, sobald man einen Schirm dabei hat. Sie behielt Recht!)
Barrierefrei, aber nicht bergab
Nach anfänglicher Unsicherheit, wo der Weg losginge, verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer Gert, der versprach, sein Handy den ganzen Tag bei sich zu tragen, damit er notfalls erreichbar wäre, sollte unser Vorhaben nicht ganz aufgehen… Da unser Weg oberhalb vom Infozentrum losging, hängten wir uns alle hintereinander an Conny mit ihrem Antrieb und ließen uns bis zum Parkplatz ziehen, von dem aus der Wanderweg startete.
Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass es hieß, dieser Weg sei „nur“ abschüssig, deshalb wurde die Tour so gewählt?
Von wegen! Wir kamen zwar direkt in dichteren Wald, aber das mit dem „nur runterfahren“ wurde vielleicht vom Google-Translator aus dem Schwäbischen etwas zu frei übersetzt!? Die Umgebung wurde wie erhofft wilder mit unzähligem Vogel-Gezwitscher und die Luft war herrlich klar und es roch nach Wald und blühenden Pflanzen. Aber wir fuhren nur aufwärts! Zwar war der Weg recht gut befahrbar und es waren nur vereinzelt kleine Steine auf der Strecke, aber ständig aufwärts.
Wir fuhren an einem Wildtiergehege vorbei, von dem aus uns Hirsche anstarrten und sich bestimmt wunderten, was das für eine seltsame Wandergruppe sei. Wir kamen an einem beschilderten Weg, dem Trollpfad vorbei, der Kindern die Wanderung mit den Eltern interessanter gestalten soll.
Entspannen am Wildsee
Nach einer gefühlten halben Ewigkeit (und zumindest bei mir merkbare Schwäche in den Oberarmen) kündigte Conny uns das bald erreichte Hochmoor an. Auf den Holzbohlen ging das Fahren spürbar leichter und die Natur veränderte sich deutlich gegenüber dem bisher durchfahrenen Wald. Conny blieb unser Schlusslicht und fotografierte für uns Blumen, Gräser, Moose, die wir beim Fahren nicht wahrnehmen konnten. Wir kamen an eine Stelle, von der man auf den See blicken konnte, machten Rast und genossen die Aussicht und die Waldgeräusche… Nach längerer Pause am Wildsee fuhren wir erholt weiter und es ging das erste Mal bergab!!!
Die Grünhütte steht für Blaubeerpfannkuchen
Wir schossen zu dritt den Weg nach unten, es dauerte eine ganze Weile bis wir das Hochmoor verließen und auf einer Kreuzung mitten im Schwarzen Wald rauskamen. Dort warteten wir auf Conny, die mit großem Abstand hinter uns herfuhr. Ab jetzt ging es wieder weiter über Waldwege mit kleineren und größeren Steinen und manchmal Löchern und natürlich ging es gefühlt erst einmal wieder aufwärts. Gar nicht so viel später wurde bereits die Grünhütte auf Schildern angekündigt und tatsächlich waren wir kurz darauf dort. Nach dem Genuss der leckeren Blaubeerpfannkuchen rappelten wir uns auf und nach dem Testen der gerade neu gebauten Behindertentoilette der Grünhütte machten wir uns auf den Weg – der erst mal steil bergauf ging. Wiebke fuhr (als wäre es nichts) hoch, Jens quälte sich auch nach oben. Ein nettes Pärchen fragte ihn, ob sie ihm helfen können. Er antwortete in gewohnter Jens-Manier „AUF KEINEN FALL!“, bedankte sich dann aber für das Angebot und ergänzte, er muss es alleine schaffen. Ich hängte mich bei Conny an und ließ mich das schlimmste Stück ziehen. Der Weg wurde immer schlechter, es gab immer mehr Steine. Dazu lange Strecken mit mäßigem Anstieg.
Holpriger Endspurt
Und dann kamen auch wieder die schönen Wegabschnitte. Und ab und zu eine kleine Pause. Der Weg wurde ab dem Baumwipfelpfad beinahe unbefahrbar. Große und ganz viele kleine Steine lagen auf dem Weg herum, das letzte Stück ging dazu auch noch ziemlich steil bergab. Letztendlich kamen wir alle heil und unverletzt auf einer geteerte Straße an, sahen den Auerhahn und fuhren vorbei zur Bergstation. Die nächste Bahn fuhr in etwa 30 Minuten ab. Beim Warten kam die Erschöpfung durch, die wir beim Fahren nicht richtig registriert haben.
Als wir endlich einsteigen konnten, drängelte sich eine Seniorengruppe vor, setzte sich schnell auf ihre Plätze, vor sich ihre Rollatoren. Es störte sie auch nicht, dass wir mit vier Rollstühlen und einem Swiss-Trac mehrfach rangieren mussten und Wiebkes Rolli von ihr und mir über eine Sitzreihe mit nach vorne gehoben werden musste. An der Talstation machten wir uns auf die letzten Meter Richtung Quellenhof. Wir waren nach siebeneinhalb Stunden nicht nur kaputt, wir sahen auch so aus. Aber stolz wie Oskar!“
(Fotos: Eva Magenreuter, Infozentrum Kaltenbronn, Marc Kanitzer, Rainer Sturm/pixelio.de, Naturpark)
Weitere Informationen:
Infozentrum Kaltenbronn
Kaltenbronn 600, 76593 Gernsbach-Kaltenbronn
Telefon 07224 – 655197
E-Mail info@infozentrum-kaltenbronn.de
Web www.infozentrum-kaltenbronn.de