Bikepacking ist der neue Outdoor-Trend für abenteuerlustige Radsportler. Unser Partner AOK Baden-Württemberg führt euch ein in die Welt der Bikepacker, verrät euch, welche Ausrüstung ihr dafür benötigt, was ihr generell beachten solltet und präsentiert euch ausgewählte Bikepacking-Routen im Schwarzwald und darüber hinaus.
Erlebt als Bikepacker die große Freiheit auf dem Rad. Hier erfahrt ihr, was die Kombination aus Radsport, Camping und Pfadfindertum so einzigartig macht und bekommt Tipps für euer erstes Bikepacking-Erlebnis.
Was ist Bikepacking?
Bikepacking kombiniert eine Fahrradtour mit einem geländegängigen Fahrrad mit minimalistischem Camping. Der Abenteueraspekt steht im Vordergrund. Es handelt sich um eine spezielle Art des Radreisens, die überwiegend im Gelände stattfindet und bei der ihr euch selbst versorgt. Dabei entscheidet ihr individuell, wie eure Tour aussehen soll. Übernachtet wird im Zelt oder ganz im Freien – natürlich nur, wo es erlaubt ist, zum Beispiel in den Camps von Trekking Schwarzwald – oder natürlich auf öffentlichen Campingplätzen. Wer es komfortabler mag, kann alternativ auch in einem Bett+B, in einer Pension oder in einem Hotel schlafen.
Welche Tasche an welche Stelle?
Das Fahrrad wird beim Bikepacking mit Taschen bestückt. Dabei kommen große, längliche Satteltaschen zum Einsatz, die du an der Sattelstütze und dem Sattel befestigst – sie dienen gleichzeitig als Schutzblech. Natürlich geht es auch mit Satteltaschen am klassischen Gepäckträger. Das Rahmendreieck eignet sich für die Platzierung einer weiteren großen Tasche. Schwere Ausrüstungsgegenstände solltet ihr generell so tief und nahe am Bike wie möglich verstauen. Dadurch bleibt das Fahrrad agil und der Fahrspaß nicht auf der Strecke.
Auch am Lenker könnt ihr eine Tasche befestigen. Diese eignet sich vor allem für leichte Gepäckstücke, die man unterwegs gerne schnell griffbereit hat. Zum Beispiel Proviant, Regenjacke, Erste-Hilfe-Set sowie Kartenmaterial oder GPS.
Das Fahrrad macht den Unterschied
Prinzipiell ist erstmal jedes Fahrrad für ein Bikepacking-Abenteuer geeignet. Für eure ersten Touren müsst ihr euch nicht zwangsläufig ein neues teures Bike kaufen. Allerdings bieten sich manche Fahrrad-Arten besonders an – vor allem, wenn ihr in abgelegene Naturgebiete fahren möchtet. Hier stellen wir euch fünf spezielle Bike-Typen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile vor:
- Fatbike: ein Geländefahrrad mit breiteren Reifen als die handelsüblichen Mountainbike-Reifen (ab drei Zoll und mehr). Fatbikes sind besonders geeignet, auch auf weichen und losen Untergründen wie Sand oder Schnee zu fahren. Für das Bikepacking ist das Fatbike ideal.
- Fully: Das ist die Kurzform für Full Suspension. Es handelt sich dabei um ein vollgefedertes Fahrrad, das über Dämpfersysteme an Vorder- und Hinterachse verfügt. Aufgrund seines Fahrwerks bereitet das Bike besonderen Fahrspaß. Die vielen bewegten Teile machen das Bike jedoch am anfälligsten für Defekte. Zudem lassen sich Taschen nicht ganz so problemlos anbringen.
- Gravel Bike: Dieser neueste Trend in der Bike-Szene ähnelt stark dem klassischen Rennrad. Die Räder besitzen jedoch eine komfortablere Sitzposition sowie eine geländegängige Bereifung. Das macht sie ideal für Touren abseits geteerter Radwege und Straßen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Räder meistens mit Aufnahmen für Taschen ausgestattet sind. Hier haben wir einen ganz aktuellen Routentipp für euch, siehe weiter unten.
- Hardtail: Fahrrad ohne Hinterbaufederung, das über eine vordere Federung, meist eine Federgabel, verfügt. Es eignet sich sehr gut zum Bikepacking. Aufgrund der Rahmenform bietet es die vielseitigsten Möglichkeiten, große Taschen anzubringen. Darüber hinaus sind diese Räder sehr robust und leicht.
- MTB/Mountainbike: Dieses spezielle Fahrrad eignet sich besonders für das Fahrradfahren auf sehr natürlichen (aber erlaubten!) Pfaden mit vielen Unebenheiten, Wurzeln und grobem Kies. Mountainbikes haben einen stabilen, kleineren Rahmen mit breiten, grobstolligen Reifen. In der Regel besitzen sie eine Federgabel und oftmals auch hinten eine Federung.
Bikepacking-Ausrüstung – diese Dinge gehören dazu
Besonders bei einer mehrtägigen Bikepacking-Tour mit Übernachtungen im Freien benötigt ihr verschiedenste Dinge, damit euer Trip sicher ist und Spaß macht. Packt eure Taschen also sorgfältig und gewissenhaft. Achtet zudem auf Funktionalität, Gewicht und Packmaß, da ihr eure gesamte Ausrüstung am Bike transportiert. Wählt eure Ausrüstung so, dass sie zu den Anforderungen eurerTour passt und verzichtet auf Utensilien, die nicht wirklich notwendig sind. Folgende Dinge solltet ihr immer dabeihaben:
- kleines Zelt
- Schlafsack
- Isomatte
- Regenschutzbekleidung
- Wechselbekleidung
- Outdoorkocher
- Proviant
- Erste-Hilfe-Set
- Navigationsgerät oder Karte
- Fahrradhelm
- Handschuhe
- Bikeschuhe
- Multitool
- Licht
- Ersatzteile (wie Schlauch, Flickzeug, Pumpe, Kabelbinder, Schaltzug, Öl, Speiche, usw.)
- Fahrradschloss
Tipps für euer erstes Bikepacking-Abenteuer
Bevor ihr eure persönliche Bikepacking-Premiere feiert, geben wir euch ein paar Tipps mit auf den Weg. Sie sollen dafür sorgen, dass ihr von Beginn an Spaß am Outdoor-Abenteuer auf zwei Rädern habt:
- Geht es langsam an: Eure ersten Touren sollten sich auf kurze Ein- oder Zweitagestouren beschränken. So lernt ihr eure Ausrüstung kennen und merkt schnell, wie es um eure Kondition bestellt ist.
- Für Anfänger eignen sich gut ausgebaute Fernwanderwege ideal. Die Navigation ist hier verhältnismäßig einfach und im Notfall bekommt ihr schnell Hilfe.
- Nach euren ersten erfolgreichen Touren könnt ihr nach und nach Länge und Abgeschiedenheit eurer Routen steigern.
- Plant euer erstes Bikepacking-Abenteuer am besten bei gutem, warmem und trockenem Wetter.
- Legt vorab eure Route genau fest. Markiert sie auf einer Karte oder speichert sie in einem GPS-Gerät ab. Das erspart euch den Frust, wenn ihr euch verfahren solltet.
Bikepacking im Schwarzwald und darüber hinaus
Wir haben für Routen für euch herausgesucht, die sich ideal für einen Bikepacking-Trip im Schwarzwald eignen. Ihr bleibt selbstverständlich immer auf den erlaubten Wegen, nehmt Rücksicht auf die Natur und andere Menschen. Ihr übernachtet nur auf zugelassenen Zeltplätzen und Übernachtungsstellen, zum Beispiel in den Camps von Trekking Schwarzwald – sofern sie mit dem Rad zugänglich sind. Beachtet die Warnungen vom Deutschen Wetterdienst und macht bei Waldbrandgefahr kein Feuer im Wald.
Lasst euch inspirieren und schwingt euch auf den Sattel. Viel Spaß bei eurem persönlichen Fahrrad-Abenteuer!
Tour de Murg
Die „Tour de Murg“ ist ein Highlight unter den Radwanderwegen der Region Mittelbaden und als Tagestour und „Einstiegsdroge“ für Bikepacking-Neulinge geeignet. Vom Startpunkt in Freudenstadt führt euch die Tour 66,5 Kilometer lang durch das wunderschöne Murgtal. Für Familien mit Kindern ist die Tour talabwärts besonders empfehlenswert, da das Gefälle auf der Gesamtstrecke 500 Höhenmeter beträgt und somit das Vorankommen erheblich erleichtert. Dagegen stellt die Tour talaufwärts eine sportliche Herausforderung dar. In den warmen Jahreszeiten könnt ihr an zahlreichen Grill-, Rast- und Spielplätzen entlang der Strecke verweilen. Die Gesamtstrecke ist sowohl talab- als auch talaufwärts gut ausgeschildert.
Der Kinzigtal-Radweg
Auch diese – etwas längere – familienfreundliche Tour ist für Bikepacking-Neulinge gut geeignet. Entspannter kann man den Schwarzwald von Ost nach West auf dem Rad wohl nirgends durchqueren. Auf rund 90 Kilometern führt der Kinzigtal-Radweg fast immer leicht bergab mitten durchs Kinzigtal. Genussradeln pur durch das längste Tal im Schwarzwald. Der erste Abschnitt, zwischen dem Startpunkt in Freudenstadt und Alpirsbach, hält durchaus einige anspruchsvollere Abschnitte bereit, sowie einige geschotterte Waldwege. Der Radweg läuft danach barrierefrei nur noch mit geringem Gefälle bergab auf asphaltierten Wegen, über Wolfach, Hausach, Haslach, Schenkenzell, Schiltach und Steinach bis hinein nach Offenburg. Somit ist die Strecke ab Alpirsbach auch gleichermaßen für Rollstuhl-Handbikes, Spaß- und Therapieräder, E-Bikes und Kinderanhänger geeignet.
Der Naturpark-Radweg
Einmal rund um den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord – das ist jetzt schon etwas für Bikepacker mit Sitzfleisch und etwas sportlicherem Anspruch. Auf zwei Reifen die schönsten Ecken im nördlichen und mittleren Schwarzwald erkunden – dieses Erlebnis bietet der Naturpark-Radweg. Auf 260 Kilometern führt euch die bestens ausgeschilderte Mehretappen-Tour einmal um den Naturpark herum – durch vielfältige Landschaften und schöne Städtchen. Entlang der Strecke findet ihr zahlreiche kulinarische Höhepunkte – etwa bei einem Besuch unserer Naturpark-Wirte oder bei einer Kostprobe auf dem Bauernhof. Auch spannende Einblicke in die Geschichte und Kultur der Region kommen nicht zu kurz.
Folgt einfach dem Naturpark-Logo! Übrigens eignet sich die Strecke auch für E-Bike-Fans – bei zahlreichen E-Bike-Tankstellen könnt ihr eure Akkus kostenlos aufladen. Fahrradfreundliche Unterkünfte bieten die ADFC-zertifizierten Bett+Bike-Betriebe entlang der Strecke. In unserem Tourenportal findet ihr weitere E-Bike-Radtouren, beispielsweise den Schwarzwald-Panorama-Weg, den Nagoldtalradweg oder die Kleine Tälerrunde.
Naturparke-Gravel-Crossing
Und das ist etwas für die Freaks und Cracks auf dem Gravel-Bike: Einmal durch Baden-Württemberg graveln. Grandiose Landschaften, abwechslungsreiches Gelände, Abfahrten im Wechsel mit knackigen Berganstiegen. Das Naturparke Gravel-Crossing führt von Mannheim bis nach Basel. Auf gut 690 Kilometern und 14.000 Höhenmetern durchquert ihr vier Naturparke und sammelt vielseitige Eindrücke von der Wald- und Wiesenlandschaft des südlichen Odenwalds, dem Weinland Kraichgau und den bewaldeten Mittelgebirgsrücken der beiden Schwarzwälder Naturparke.
Die Strecke ist in elf Etappenvorschläge aufgeteilt. Je nach Fitness und Lust könnt ihr diese natürlich variieren. Die Etappen vier bis sieben führen durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Um nicht noch mehr Schilder in Wald und Flur anzubringen, haben wir uns bewusst gegen eine eigene Beschilderung für das Naturparke Gravel-Crossing entschieden. Navigiert wird deshalb rein digital.
Entlang der Strecke gibt es viele Bed & Bike-zertifizierte Unterkünfte, an manchen Orten auch Trekking-Camps oder Campingplätze. Besonders urig sind die Hütten an der Strecke. Zu Ferienzeiträumen sind Reservierungen sinnvoll.
Höhepunkte an der Strecke: Teltschikturm mit fantastischem Ausblick über Odenwald und Rheintal, Burg Guttenberg oberhalb des Neckars, Badesee Ehmetsklinge mit nahegelegenem Naturparkzentrum und UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, einzigartige Hochmoorlandschaft auf dem Kaltenbronn und verwunschene Karseen im Schwarzwald, Triberger Wasserfälle und Feldberg.
(Fotos: Sebastian Schröder-Esch, Nicolai Stotz, pixabay: Bernhard Stärck, Sabine Kroschel, finkwolf, Manfred Antranias Zimmer, pascvii)
27.6.2023