Elfriede Lehmann ist leidenschaftliche Bio-Milchbäuerin. Deshalb ist sie auch bei der Bio-Woche der Bio-Musterregion Mittelbaden+ dabei. Am 1. Oktober führt sie Interessierte über den Kornbauernhof, den sie mit ihrer Familie im idyllischen Oberharmersbach im Ortenaukreis bewirtschaftet. Wer selbst einmal melken will, darf sich auch gerne am Melktisch ausprobieren. Im Gespräch mit der Naturpark-Redaktion spricht sie darüber, warum sie sich für die Bio-Landwirtschaft entschieden hat. Über das nachhaltige Konzept des Hofes. Und warum Direktvermarktung Identifikation schafft.







Frau Lehmann, was ist das Besondere am Kornbauernhof?
Elfriede Lehmann: Unser Hof befindet sich seit mehreren Jahrhunderten in Familienbesitz. Wir versuchen, die Vielseitigkeit des Hoflebens und der Bewirtschaftung zu erhalten, wie das auch früher gemacht wurde. Uns ist es wichtig, dass die Bewirtschaftung nachhaltig ist. Seit 2015 sind wir zertifizierter Biohof und seit September 2018 sogar demeter-zertifiziert. Auf chemisch-synthetische Zusatzstoffe verzichten wir nicht nur im Futter, sondern auch beim Dünger und Pflanzenschutz. Für den Dünger stellen wir bio-dynamische Präparate aus Kräutern, Mineralien und Kuhmist her.
Warum haben Sie sich für die Bio-Landwirtschaft entschieden?
Lehmann: Uns ist es wichtig, dass Pflanzen auf natürliche Weise wachsen und die Früchte reifen. Auch die Tiere sollen natürlich leben. Durch den geschlossenen Betriebskreislauf gehen möglichst wenige Nährstoffe verloren. Deshalb müssen wir auch nicht viel hinzukaufen. Dadurch wirtschaften wir umweltschonend. Es motiviert uns, wenn Menschen zu uns kommen und sagen: „Eure demeter-Produkte sind superlecker und verträglich.






Sie sprachen davon, dass Ihr Hof vielseitig aufgestellt ist. Was bietet der Kornbauernhof alles?
Lehmann: Wir haben vor allem Kühe und produzieren Milch. Aber wir haben auch Streuobst und Heidelbeeren. Die Streuobstbäume geben auf den Weiden den Kühen Schatten. Das Obst verwerten wir vielfältig. Das erste Fallobst mit schlechterer Qualität wird von unseren Kühen aufgelesen. Die Fallblätter im Herbst versorgen die Kühe zusätzlich mit Mineralien. Und unsere Obstbäume, Heidelbeeren, Trauben sowie unser Garten werden mit natürlichem Kuhmist gedüngt. Außerdem bewirtschaften wir ein Waldstück und bauen Weihnachtsbäume an. Zur Selbstversorgung haben wir einen Bauerngarten angelegt. Außerdem halten wir Schweine.
Sie stellen Heumilch her. Was ist das Besondere an dieser speziellen Milch?
Lehmann: Im Frühjahr 2019 entstand das Herzstück unseres Hofes: Eine Heutrocknungshalle. Sie ermöglicht es uns, auf Grassilage zu verzichten und so reine Heumilch zu produzieren. Somit fressen unsere Kühe und Rinder nur noch hofeigenes Gras auf der Weide und hofeigenes Heu. Nur ein wenig Bio-Getreide kaufen wir hinzu.
Die Milch enthält noch alle Vitamine, Bakterien und Enzyme, die notwendig sind, damit der Körper Milchzucker, Milcheiweiß und Calcium richtig aufnehmen kann. Heumilch enthält deutlich mehr der gesunden Omega-3-Fettsäuren und viel weniger unerwünschte Clostridien-, Listerien- und Bacillen-Sporen. Zusätzlich züchten wir nur alte Rinderrassen, die die Ursprungsmilch A2-Milch geben.



Wie leben die Kälbchen und die ausgewachsenen Kühe bei Ihnen auf dem Hof?
Lehmann: Bei uns dürfen die Kälbchen mindestens zwölf Wochen morgens und abends an den Mutterkühen und Ammen trinken. Kälbchen, die wir nicht zur eigenen Nachzucht brauchen, dürfen als Zweitkalb auf kleine Höfe in der Region zu einer Mutterkuh-Amme und dort weiter saugen. Das Jungvieh ist den ganzen Sommer auf der Weide. Durch die natürliche Haltung können wir fast ganz auf Arzneimittel und Antibiotika verzichten. Und unsere Kühe dürfen stolz Hörner tragen.
Sie haben sich für Direktvermarktung entschieden. Was ist in Ihren Augen der Vorteil dabei?
Lehmann: Seit 2015 vermarkten unsere frische demeter-Rohmilch auch direkt ab Hof über eine Milchtankstelle. Durch die Direktvermarktung haben wir direkten Kontakt zu unseren Kunden. Sie dürfen bei uns auf dem Hof dabei zusehen, wie wir produzieren.





Sie arbeiten auch mit Nachbarbetrieben zusammen. Worin liegt der Mehrwert?
Lehmann: Man kann sich auf diese Weise mit den Produkten toll ergänzen und füreinander Werbung machen. Ein Beispiel: Der Breigenhof in Oberharmersbach hat aufgehört zu Melken und auf Mutterkühe und Fleischvermarktung umgestellt. Gibt eine Kuh zu viel Milch, kaufen sie von uns ein Kalb dazu, das an ihrer Amme trinken kann. Und wir kaufen vom Breigenhof Fleischprodukte, um unser Verkaufsangebot vielseitiger zu machen.
Zum Schluss haben Sie noch einen Wunsch frei: Was wäre das?
Lehmann: Ich wünsche mir ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung dafür, dass gesunde Nahrungsmittel zu den wichtigsten Elementen im Leben gehören.
Lust auf Rezepte vom Kornbauernhof? Die gibt es hier.
Die Bio Musterregion Mittelbaden+ wird gefördert durch das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg.
(Fotos: Kornbauernhof Oberharmersbach)