In der Welt der Bienenprodukte ist Honig zweifellos der unumstrittene Star. Fast jeder kennt und schätzt dieses süße Gold, das von fleißigen Bienen aus Nektar hergestellt wird. Doch während Honig in vielen Haushalten einen festen Platz im Regal hat, bleibt ein anderer wichtiger Bestandteil des Bienenerzeugnisses oft im Verborgenen: Blütenpollen.
Blütenpollen sind weit weniger bekannt und verbreitet als Honig, obwohl sie eine ebenso wichtige Rolle spielen. Diese kleinen, farbenfrohen Körnchen sind die eigentlichen „Samen“ der Pflanzenwelt und bilden die Grundlage für das Leben zahlreicher Lebewesen auf unserem Planeten. Trotz ihrer Bedeutung bleiben sie oft unbeachtet und werden unterschätzt.
Die Sammlung von Blütenpollen: Ein gezieltes Handwerk der Natur
Wenn eine Biene eine Blüte bestäubt, sammelt sie dabei nicht nur Nektar, sondern auch Pollen. Anders als oft angenommen, geschieht dies nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis eines hochentwickelten biologischen Prozesses. Während die Honigbiene Honig sammelt, bleibt der Blütenstaub an ihrem feinen Haarkleid hängen. Die Honigbiene hat an ihrem hintersten Beinpaar eine sogenannte Pollenbürste. Mit dieser können die Bienen nach dem Besuch der Blüten den Blütenstaub aus ihrem Haarkleid bürsten und in eine muldenartige Vertiefung an den Hinterbeinen pressen. Dadurch entsteht das sogenannte Pollenhöschen. Während die Bienen von Blüte zu Blüte fliegen, um Nektar und Pollen zu sammeln, wächst dieses Höschen. Beim Besuch der nächsten Blüte wird diese bestäubt, wenn der Pollen auf die Narbe gelangt. Dieser kontinuierliche Prozess der Bestäubung ist von entscheidender Bedeutung für die Fortpflanzung vieler Pflanzenarten und die Sicherstellung ihrer Nachkommen. Um Pollen zu gewinnen, wird in der Imkerei üblicherweise ein Pollenbrett am Flugloch angebracht. Dieses spezielle Brett ermöglicht es den Bienen, einen Teil des Pollens abzustreifen. Dabei behalten die Bienen jedoch einen beträchtlichen Anteil des Pollens zurück, um ausreichend Nahrung für ihre Brut und sich selbst zu haben.
Die verborgene Bedeutung der Bienenarbeit
Eine bemerkenswerte Eigenschaft von Honigbienen ist ihre Blütenstetigkeit, also die Tendenz, die Blüten einer bestimmten Pflanzenart zu bevorzugen. Diese spezialisierte Verhaltensweise macht sie zu effektiven Bestäubern für viele Pflanzenarten. Indem sie von Blüte zu Blüte derselben Pflanzenart fliegen, tragen sie Pollen von einer Blüte zur nächsten und ermöglichen so die Fortpflanzung der Pflanzen. Als Bestäuber spielen sie eine kritische Rolle in der Reproduktion zahlreicher Pflanzenarten, darunter vieler Obst- und Gemüsesorten. Ihre Bestäubungsarbeit ist entscheidend für die Sicherstellung des Großteils unserer Nahrungsmittelproduktion.
Blütenpollen als Nahrung für die Brut
Doch die Bedeutung der Blütenpollen endet nicht bei der Bestäubung. Innerhalb des Bienenstocks werden die gesammelten Pollen als Nahrung für die Brut verwendet. Sie sind reich an Protein sowie Lipiden und dienen daher als wichtige Nahrungsquelle für die heranwachsenden Bienenlarven. Um den Pollen haltbar zu machen, wird er aufgebrochen, mit Honig, Enzymen und Drüsensekreten vermischt, innerhalb der Wabenzellen festgetrampelt und mit einer dünnen Schicht aus Propolis überzogen. Dieser Prozess führt zur Bildung des für die Bienen länger haltbaren, fermentierten Perga Bienenbrots.
Blütenpollen: Ein Superfood für Mensch und Biene
Aber nicht nur für Bienen sind Blütenpollen von Bedeutung, auch für uns Menschen sind sie ein wertvolles Nahrungsergänzungsmittel. Manche bezeichnen sie sogar als Superfood, und das aus gutem Grund. Blütenpollen sind nicht nur reich an Eiweiß, sondern enthalten auch eine Vielzahl von Mineralstoffen wie Zink, Kalzium, Magnesium und Eisen. Tatsächlich kann eine relativ kleine Menge Blütenpollen eine große Portion an Nährstoffen liefern. Zum Vergleich: 100 g Pollen enthält etwa so viel Eiweiß 100 g Rindfleisch oder drei Eier. Blütenpollen enthält zudem eine Vielzahl an Aminosäuren. Darunter auch essenzielle, die vom Körper nicht selbst hergestellt werden können und daher über die Nahrung aufgenommen werden müssen.
Besonders für Vegetarier haben Blütenpollen daher eine große Bedeutung.
Es wird behauptet, dass sogar die Wikinger von der besonderen Kraft des Blütenpollen wussten und Blütenpollen auf langen Schifffahrten zu sich nahmen, um ernährungsbedingten Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Die Zukunft der Blütenpollen
In einer Zeit, in der die Bedeutung der Bienen für unsere Ökosysteme und unsere Nahrungsmittelproduktion immer deutlicher wird, sollten wir die Rolle der Blütenpollen als essenzielle Ressource für Bienen und Menschen gleichermaßen schätzen und schützen. Ihre vielfältigen Eigenschaften machen sie zu einem wahren Naturwunder, dessen Potenzial noch lange nicht vollständig ausgeschöpft wird. Er ist essenziell für den Erhalt hiesiger Kultur- und Naturlandschaften.
Auch unsere Partnerimkerei Cum Natura hat den unschätzbaren Wert der Blütenpollen erkannt und bietet Blütenpollen sowie Perga Bienenbrot an.
Text: Jenny Huber, Fotos: CumNatura/ Johannes Nickel
JN/ 21.04.2024