Welche Tiere leben im Wald, in der Wiese oder im Bach? Wie kommt die Milch in den Supermarkt? Warum sind Streuobstwiesen wichtig? Und sprechen Bäume miteinander? Diese und viele weitere Fragen können die Kinder der Grundschule in Bischweier (Landkreis Rastatt) nun beantworten. Mit ihren zahlreichen Projekten und Partnern aus der Region hat die Schule damit die Voraussetzungen erfüllt, um erneut die Auszeichnung zur „Naturpark-Schule“ zu erhalten. Das Prädikat „Naturpark-Schule“ wird jeweils für eine Dauer von fünf Jahren vergeben. Die Grundschule Bischweier wurde erstmals 2018 offiziell zur Naturpark-Schule zertifiziert.
Am 10. Juli überreichte der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die offizielle Urkunde zur Re-Zertifizierung an die kommissarische Schulleiterin der Grundschule, Ellen Eichin. „Die Grundschule Bischweier bringt den Schülern mit ihren zahlreichen und vielseitigen Projekten die Natur und Kultur bei uns im Naturpark nahe“, sagt Dunker bei der Rezertifizierungs-Feier. „Durch die Fachleute aus der Region und die Exkursionen ist es ein praxisnaher Unterricht, der im Gedächtnis bleibt und Identifikation schafft.“



Für den Bürgermeister er Gemeinde Bischweier, Robert Wein, ist die Naturpark-Schule ein Herzensanliegen. „Wir leben in einer wunderschönen Region mit viel Natur. Mit der Naturpark-Schule kommen neue interessante Themen in den Unterricht“, bestätigt Wein.
Auch für das Kollegium ist das Konzept etwas Besonderes. „Uns Lehrerinnen macht es einen Riesenspaß, die Naturpark-Projekte mit euch zu machen“, sagt Eichin an die Schüler/innen gewandt. Die Kinder sind mit viel Freude bei den Naturpark-Projekten dabei. Das berichtet Natalie Domokos, Mutter eines Drittklässlers: „In den Ferien haben sich die Kinder im Schulgarten zum Gießen getroffen und sind erst danach auf den Fußballplatz zum Kicken gegangen.“ Weiter erzählt sie: „Mein Sohn ist nun ein echter Profi beim Hochbeet anlegen und pflanzen.“
Im Landkreis Rastatt gibt es derzeit acht Naturpark-Schulen. Im gesamten Naturpark-Gebiet gibt es 20 Naturpark-Schulen. Fünf weitere kommen in diesem Jahr hinzu – darunter die Grundschule Unzhurst im Landkreis Rastatt.


Die Naturpark-Projekte der Grundschule Bischweier
Die Erstklässler/innen besuchten den Bauernhof Merkel. Dort lernten sie, wie die Nutztiere leben und was sie brauchen. Dabei erfuhren sie auch, dass es unterschiedliche Haltungsarten und Qualitätssiegel gibt wie etwa bio. Ausgerüstet mit den Naturpark-Entdeckerwesten erforschten die Kinder mit Manuela Riedling vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord auch Streuobstwiesen und beobachteten die dort lebenden Insekten. Zum Abschluss durften die Schüler/innen selbst Apfelsaft pressen sowie Apfelgelee und Apfelmus herstellen.
Heilkräuter und Gartenkräuter erkennen – das brachte die Kräuterpädagogin Frauke Grötz den Schüler/innen der Klassenstufe zwei bei. Mit Förster Martin Melcher vom Forstrevier Oberweier erkunden die Zweitklässler/innen im Herbst den heimischen Wald. Dabei lernen sie die unterschiedlichen Baumarten und Tiere kennen.





Die dritten Klassen lernten von Thomas Wingert vom Imkerverein Gaggenau alles rund um die Biene. Dabei ging es um die Entwicklungsstadien von der Larve zur Biene, die Aufgaben der Bienen innerhalb ihres Volkes und wie sie Honig herstellen. Von Landschaftsgärtner Michael Buchholz lernten die Schüler/innen, wie sie ein Hochbeet pflegen und wie Nutzpflanzen angebaut werden.
Die Schüler/innen der Klassenstufe vier werkelten beim Grünholzmobil von Michael Heuberger. Während jedes Kind sein eigenes Werkstück konstruieren durfte, ging es um die Themen nachhaltige Rohstoffe, Holzverarbeitung und Recycling. Ausgerüstet mit den Naturpark-Entdeckerwesten gingen sie zudem mit Manuela Riedling vom Naturpark auf Forschertour in die Murg. Dabei ging es unter anderem um die Fragen: Wie gut ist die Wasserqualität der Murg? Oder wie funktioniert der Wasserkreislauf? Außerdem lernten sie, wie wichtig Wasser für unser Leben ist und dass sie sparsam damit umgehen sollen.



Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schulentwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form „moderner Heimatkunde“ werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert und die Themen Natur und Kultur in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur, Brauchtum und Handwerk zu geben. Fachleute aus der Region, etwa aus den Bereichen Forst, Landwirtschaft, Imkerei, Kräuterpädagogik, aus Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
(Text & Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
10.07.2023