Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord nimmt mit seinem Pilotprojekt „Klima-Kochtheater“ in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle im nachhaltigen Bildungsbereich ein. Eine der vier Pilot-Bildungseinrichtungen ist der Kindergarten St. Josef in Oberwolfach (Ortenaukreis). Beim Klima-Kochtheater werden Kindergarten- und Grundschulkinder für den Klimaschutz auf dem eigenen Teller sensibilisiert.
Das Konzept wird in vier Schulen und Kindergärten mit jeweils vier Einheiten im wöchentlichen Abstand getestet. Neben dem Kindergarten St. Josef nehmen teil: die Naturpark-Schule Grundschule Dobel und die Krokusschule in Zavelstein, jeweils im Landkreis Calw, sowie der Kindergarten in Dornhan im Landkreis Rottweil (künftiger Naturpark-Kindergarten).
„Strom ohne Pups“
Für die Kinder des St. Josef-Kindergartens in Oberwolfach war am Dienstag (2. Mai) die letzte Einheit des Klima-Kochtheaters. Zu Beginn erzählten sie der Kursleiterin Christina Schmid, die die Module als Clownin durchführte, was sie in den drei Einheiten zuvor über Klimaschutz und nachhaltige Ernährung gelernt haben – so zum Beispiel, woher der Strom kommt. Ein Kind erklärt Christina Schmid: „Windräder machen Strom ohne Pups für die Erde.“ Dann machten sie sich gemeinsam daran, klimafreundliche Waffeln zu backen. Zwischendurch sangen sie Lieder und bastelten eine Kochmütze.
Beim Klima-Kochtheater des Naturparks erfahren Kinder spielerisch, was Ernährung mit Klimaschutz zu tun hat. Das Pilotprojekt startete im Juli 2022. Bis Ende Juni dieses Jahres wird das Konzept ausgewertet. Anschließend soll das Klima-Kochtheater in möglichst vielen Kindergärten und Schulen im Naturpark stattfinden können.
Kinder achten auf regionale Lebensmittel – auch zu Hause
„Wie erklären wir schon kleinen Kindern, wie wir uns klimaschonend ernähren können?“, fragt der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker. „Unsere Antwort ist das Klima-Kochtheater. Damit entwickeln wir ein bisher landesweit einzigartiges Bildungsangebot“, sagt Dunker.
Die Resonanz ist positiv. „Die Kinder sind sehr aufmerksam und machen super gut mit“, sagt Clownin Christina Schmid. Und das Gelernte bleibt auch hängen und wird daheim direkt umgesetzt. „Die Kinder achten jetzt darauf, dass die Lebensmittel für ihr Vesper aus der Region kommen“, berichtet Jessica Paul, Erzieherin im Kindergarten St. Josef in Oberwolfach.
Das steckt hinter dem „Klima-Kochtheater“
Beim Klima-Kochtheater handelt es sich um ein fächerübergreifendes Angebot für Kinder der Vorschulgruppen sowie der ersten und zweiten Klassen. Es ist ein Pilotprojekt des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord im Bereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Die Geschichte: Gemeinsam mit Landwirtin und Clownin Christina Schmidt begegnen die Kinder der kleinen Erde. Sie hat Fieber. Schnell sind sich alle einig: Der Erde muss geholfen werden. Doch was können sie tun, damit es ihr wieder besser geht? Begleitet von einem kleinen, schlauen Bären erfahren die Kinder, dass die Erde eine ganz besondere Medizin braucht: Wandel. Für den Wandel stehen im Projekt die klimafreundlichen „Wandel-Waffeln“ aus regionalen Zutaten.
Auf dem Weg zu einer gesunden Erde
In der ersten Einheit geht es darum, die Kinder für den Klimawandel zu sensibilisieren. Bei der zweiten und dritten Einheit sammeln sie die Zutaten: Eier, selbst gemachte Butter, Kuh- und Hafermilch sowie Mehl oder Haferflocken. Dabei erfahren die Kinder, dass diese Zutaten klimafreundlich und weniger klimafreundlich zu bekommen sind. Denn auf der gemeinsamen Reise mit der Clownin finden die Kinder heraus, woher die Zutaten stammen, wie diese entstehen und wo sie diese kaufen können. Dabei begegnen sie unter anderem einer Kuh, einer Henne und einem Haferkorn. In der letzten Einheit fassen die Kinder noch einmal zusammen, was sie bisher alles gelernt haben und backen anschließend gemeinsam die „Wandel-Waffel-Medizin“. Ein Glück: Die Kinder des St. Josef-Kindergartens geben der Erde die Wandel-Waffeln zu essen und machen die Erde damit wieder gesund. Nach und nach entfernen die Kinder die Pflaster, die die Erde jetzt nicht mehr braucht.
Ziel des Projekts: nachhaltige Ernährung
Klimawandel, Klimaschutz – was hat das mit mir und meinem Teller zu tun? Auf diese Frage sollen auch die Jüngsten eine Antwort finden – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, sondern spielerisch und partizipativ. Die Kinder sollen ihre Ideen einbringen und neue Wege ausprobieren können.
Produktwahl, Saisonalität, Regionalität, Herstellung, Verpackung, Transport und Verarbeitung: Hier gibt es viele Möglichkeiten, klimafreundlicher einzukaufen und zu kochen. Beim Klima-Kochtheater erfahren die Kinder, worauf sie bei Lebensmitteln achten und wie sie sich gesund und klimafreundlich ernähren können. Dazu gibt es praktische Tipps und Tricks für den Alltag.
Hier geht’s zum Fernsehbeitrag von Baden TV von Redakteurin Julia Kristin Mitschele zum Klima-Kochtheater des Naturparks – gedreht im Naturpark-Kindergarten in Varnhalt.
Hintergrund: Bildung für nachhaltige Entwicklung
Klimaschutz im Alltag zu praktizieren, erfordert eine bewusste Wahrnehmung, die Bewertung des eigenen Verhaltens und den Willen, eine gerechte(re) Haltung einzunehmen und zu leben. Auf diesem Weg sollen Kinder schon in der Phase der frühkindlichen Bildung begleitet werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung beschreibt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, kurz BNE, wie folgt: „Nachhaltige Entwicklung fördert die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, mit Unsicherheiten und Widersprüchen umzugehen, Probleme zu lösen und an der Gestaltung einer demokratischen und kulturell vielfältigen Gesellschaft mitzuwirken.“
(Text & Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
02.05.2023