Das Netz der Naturpark-Schulen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wächst weiter. In Bad Herrenalb wurde heute die 24. Schule zur Naturpark-Schule ausgezeichnet. Mit Projekten zu heimischen Tieren und Pflanzen haben die Schülerinnen und Schüler die Voraussetzungen für die Auszeichnung erfüllt.
Die Welt der Wildkräuter erforschen, einen Bauernhof besuchen und das Leben von Bienen unter die Lupe nehmen. All das und vieles mehr haben die Kinder der Falkensteinschule in Bad Herrenalb (Landkreis Calw) bei ihren Naturpark-Projekten gemacht. Damit hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Schule“ zu erhalten.
Am Mittwoch (29. November) überreichte der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Schule“ an die Schulleiterin der Falkensteinschule, Patricia Fischer.
Stolz auf die Auszeichnung ist auch der Bürgermeister der Stadt Bad Herrenalb, Klaus Hoffmann. „Die Zertifizierung ist nun die Belohnung für die tolle Arbeit des Lehrerteams, der Projekt-Partner und der Kinder. Die Naturpark-Schule ist die logische Ergänzung zu den vielen anderen Naturpark-Angeboten, die wir in unserer Stadt haben“, sagt Hoffmann.
„Mit den Naturpark-Schulen machen wir moderne Heimatkunde. Damit wollen wir euch für die Natur und Kultur in eurer Region begeistern“, erklärt Dunker den Schülerinnen und Schülern. Dass das mit den acht verschiedenen Naturpark-Projekten der Schule super funktioniert, bestätigt Monika Pfeiffer. Ihr Sohn geht in die dritte Klasse und war beim Projekt „Vom Korn zum Brot“ dabei. „Die Klasse meines Sohnes hat eine Bäckerei besucht. Dort haben sie gelernt, was es alles für die Brotherstellung braucht. Die Kinder durften auch selbst Brot backen. Das hat meinem Sohn sehr gut gefallen“, berichtet Pfeiffer. Auch Projekt-Partnerin und Schwarzwald-Guide Monika Amann berichtet von der Begeisterung der Kinder bei ihrem Naturpark-Projekt zu Wildkräutern. „Die Kinder waren total Kräuter-affin. Wir mussten aufpassen, dass sie nicht die ganze Wiese aufessen“, sagt sie bei der Auszeichnungsfeier mit einem Augenzwinkern.
Mit Blick auf die Themenvielfalt, die die Schule mit den acht Naturpark-Projekten abdeckt, sagt die Schulleiterin Patricia Fischer: „Wir wissen, wie wir leben sollen, um gut zu leben. Unsere Schülerinnen und Schüler können das reflektieren.“ Das ist auch der Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts Pforzheim, Inge Schneidenberger, aufgefallen. „Man spürt den positiven Geist der Schule“, sagt Schneidenberger. „Das ist wichtig, denn Schulen sind das Herzstück unserer Gemeinschaft. Sie und die Umgebung, in der wir aufwachsen, prägen uns ein Leben lang.“
Netzwerk der Naturpark-Schulen wächst stetig
Mit der Falkensteinschule in Bad Herrenalb gibt es jetzt 24 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. „Die Naturpark-Schulen sind ein Erfolgsmodell“, berichtet der Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. „Die Nachfrage unserer Mitgliedskommunen ist groß. Das zeigt, dass wir mit unserem Konzept den Nerv der Zeit treffen.“ Und Manuela Riedling, beim Naturpark zuständig für die Naturpark-Schulen, ergänzt: „Der Unterricht zur heimischen Natur und Kultur ist praxisnah und wird mit Partnern aus der Region gestaltet. Das begeistert die Kinder.“
Im Landkreis Calw gibt es mit der Grundschule Dobel, der Wilhelmschule in Bad Wildbad, der Krokusschule in Zavelstein, der Seeäckerschule in Calw und der Grundschule Vollmaringen in Nagold fünf weitere Naturpark-Schulen. Mit der Grundschule Unzhurst in Ottersweier (Landkreis Rastatt) wird im Dezember die 25. Naturpark-Schule ausgezeichnet.
Die Naturpark-Projekte der Falkensteinschule
Die Klassenstufe eins erkundete den Alltag von Bienen. Wie leben sie und wie sind sie organisiert? Von Bienen-Expertin Tina Siegmund erfuhren die Kinder auch, wie Bienen Honig herstellen, in welchem Lebensraum sie sich wohlfühlen und warum sie für die Kulturlandschaft so wichtig sind.
Die Schüler/innen der zweiten Klassenstufe besuchten den Schwalbenhof. Dort schauten sie im Kuh- und Kälbchenstall, im Schweinestall und im Hühnerfreigehege vorbei. Von den Landwirten lernten sie, wie die Tiere artgerecht gehalten werden und welche Produkte durch sie entstehen.
Was zu einer gesunden Ernährung gehört, erfuhren die Schüler/innen der Klassenstufe drei von der AOK Pforzheim. Super gesund sind etwa Wildkräuter. Welche essbar sind und zu welchen Leckereien sie verarbeitet werden können, lernten die Kinder der dritten Klasse von Naturpark-Schwarzwald-Guide Monika Amann. Nach einer gemeinsamen Kräuterwanderung bereiteten sie in der Schulküche aus den gesammelten Wildkräutern eine Kartoffel-Kräutersuppe, einen Kräuterquark, einen Brotaufstrich sowie einen Nachtisch aus Joghurtcrème, Holundersirup und Löwenzahnmarmelade zu. Außerdem stellte jedes Kind ein Herbarium zusammen. Zudem lernten sie den Weg vom Korn zum Brot kennen. Welche Getreidearten gibt es? Wie werden sie angebaut und geerntet? Beim Besuch in einer Bäckerei durften sie unter fachkundiger Anleitung selbst Brot backen.
Auf den Spuren der Wildkatze wanderten die Schulkinder der Klassenstufe vier. Mit Schwarzwald-Guide Regine Schirmer machten sie den Wildkatzenerlebnispfad. Dabei erfuhren sie etwa, wie die im nördlichen Schwarzwald heimische Wildkatze riecht, was sie isst und wie sie sich von einer Hauskatze unterscheidet. Außerdem lernten die Viertklässlerinnen und -klässler, welche Insekten im Schwarzwald heimisch sind. Dabei nutzen sie auch die Informationen auf der Internetseite der Naturpark-Detektive.
Die Naturpark-Angebote in Bad Herrenalb
Im touristischen Bereich bietet Bad Herrenalb den Wildkatzen-Erlebnispfad sowie den Klosterpfad – jeweils mit der Möglichkeit, ein Diplom zu machen. Außerdem führt der sehr beliebte ALBTAL.Abenteuer.Track durchs Stadtgebiet. Wer gerne regional und saisonal speist, sollte unbedingt beim Naturpark-Wirt, dem Restaurant Hotel Vinothek LAMM im Ortsteil Rotensol einkehren.
Auch für die Artenvielfalt setzt sich die Stadt ein. Seit 2017 nimmt Bad Herrenalb mit gleich mehreren Wildblumenflächen im Kurpark, auf der Schweizerwiese, an den Stadteingängen und an weiteren Orten an dem Artenschutz-Projekt „Blühender Naturpark“ teil. Im April wurde eine 200 Quadratmeter große Blühfläche auf der Golfanlage im Bernbachtal eingesät. Unterstützt wird die Stadt dabei von vielen ehrenamtlichen Helfer/innen. Deshalb beteiligt sich Bad Herrenalb auch beim Projekt „Blühende Gemeinde“. Voraussetzung ist, dass die Bürger/innen zunehmend eigenständig Projekte zum Thema Biodiversität organisieren.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schule
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schul-Entwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form moderner Heimatkunde werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert. Die Themen Natur und Kultur werden in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schüler/innen unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur sowie Brauchtum und Handwerk zu geben. Fachleute aus der Region wie etwa aus den Bereichen Forst, Landwirtschaft, Imkerei, Kräuterpädagogik, Vereine oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
(Text und Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
29.11.2023