Relikte der Eiszeit – im Nördlichen Schwarzwald liegen zehn Karseen, über die wir Euch hier auf dem Blog schon einen Überblick gegeben haben. Nach und nach stellen wir sie euch einzeln vor auf einer virtuellen Rundwanderung von Norden im Uhrzeigersinn nach Süden und wieder zurück. Heute präsentieren wir euch den Huzenbacher See. Er liegt auf dem Gelände des Nationalparks Schwarzwald.
Vorsicht bei Wassergeistern
Einst holte das „Seemännle“ vom Huzenbacher See eine Hebamme aus dem Dorf, damit sie seiner Frau bei der Geburt helfe. Als es sie zum See geleitet hatte, schlug das Männle mit einer Rute auf die Oberfläche, das Wasser teilte sich und es erschien eine Treppe, auf der sie trockenen Fußes in den See hinabstiegen. Drunten lag das Seeweible in den Wehen, und die Hebamme entband es glücklich. Als das Seemännle die Hebamme entlohnen wollte, mochte sie nichts annehmen. Das Seemännle umflocht sie aber ganz mit Stroh, sie ließ es geschehen. Als sie wieder sicher am Ufer war, entfernte sie alles Stroh und ging nach Hause. Nur ein einziger Halm blieb hängen – und verwandelte sich in pures Gold. Sofort suchte sie nach dem übrigen Stroh. Vergebens.
Pforte zu einer Unterwelt
Die dunklen Karseen im Schwarzwald waren den Menschen von jeher nicht geheuer. Sie empfanden sie als unergründlich tief und glaubten, sie bargen eine fremde Welt und seien von Wassergeistern bewohnt. Um viele Karseen ranken sich dementsprechend Märchen, Sagen und Legenden. So ist auch der Huzenbacher See sagenumwoben. Bevor er als Rückhaltebecken für die Flößerei verwendet wurde, sah die Bevölkerung in ihm die Pforte zu einer unterseeischen Welt der See- und Wassergeister. Mehrere Erzählungen vom „Seemännle“ sind überliefert.
Der Huzenbacher See ist ein Eiszeit-Relikt mit schwimmender Insel
Die Karseen entstanden in der letzten Eiszeit, meist, wenn ein Gletscher sich über einen steilen Abhang oder eine Felswand, die Karwand, bewegte und darunter auf ebenen Grund stieß. Das Gletscherwasser und das Geröll, das er mit sich führte, höhlten ein Bassin aus, in dem nach der Gletscherschmelze das Wasser stehen blieb und bis heute weiter von Quellen, Bächen und Niederschlägen gespeist wird.
Den Huzenbacher See erreicht man auf einem schönen Wanderweg vom S-Bahnhof Baiersbronn-Schwarzenberg aus. Nach rund zwei Stunden taucht zwischen den Bäumen der idyllische Karsee auf. Was ihn so besonders macht, ist seine Insel mit kleinen Bäumchen und vielfältigem Pflanzenwuchs: Diese Insel schwimmt, man spricht von Schwingrasen. Als der See 1895 ein künstliches Stauwehr erhielt, stieg der Wasserspiegel um rund zwei Meter und löste das frühere Verlandungsgebiet vom Grund. Seitdem gedeiht die Flora darauf prächtig. Im Juli blühen gelbe Seerosen auf dem Wasser. Gelb ist auch die vorherrschende Farbe im Herbst, denn das Gras, das Laub, selbst an den kleinen Birken der schwimmenden Insel, und sogar die zahlreichen Seerosenblätter haben sich verfärbt.
Märchenhafter Weg durch die Karwand
Rechts am Wasser vorbei erklimmt ein schmaler, sich windender, aber sehr reizvoller Pfad die Karwand. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind hier ein Muss. Auch, weil man sich leicht ablenken lässt von der märchenhaften Stimmung ringsum. Von der natürlichen Schönheit der überwucherten und bemoosten umgestürzten Baumstämme, von der Pflanzenvielfalt, vom Murmeln des Baches, der manchmal über den Weg fließt. Der Aufstieg wird rund 150 Höhenmeter später reichlich belohnt mit einem wunderschönen Blick auf den Huzenbacher See hinab, auf den zurückgelegten Weg im Tal nach Schwarzenberg und auf die weiten Schwarzwaldgebiete. Eine Schutzhütte am Aussichtspunkt „Huzenbacher Seeblick“, mit Tisch und Bänken, lädt dazu ein, das mitgebrachte Picknick zu verzehren. Und auf einer breiten Himmelsliege können sich die Wanderer entspannen.
(Fotos: Nicolai Stotz)
Hinweise zum Verhalten im Nationalpark
- Ihr wisst: Der Nationalpark ist eine empfindliche Biosphäre, in der die Natur sich selbst überlassen werden soll. Deshalb beachtet bitte die Regeln:
- Bleibt auf den ausgewiesenen Wegen. Im Nationalpark steht ein umfassendes ausgewiesenes Wegenetz attraktiver Wege zur Verfügung.
- Lasst eure Hunde nicht frei laufen.
- Beunruhigt, stört oder füttert die Tiere im Nationalpark nicht. Stellt den Tieren nicht nach.
- Parkt nur in dafür ausgewiesenen Bereichen.
- Macht kein offenes Feuer und raucht nicht im Nationalpark.
- Sammelt keine Pflanzen oder Pflanzenteile. Informationen zu den ausgewiesenen Heidelbeersammelflächen erhaltet ihr an den Informationsstellen des Nationalparks.
- Badet nicht in den Gewässern des Nationalparks. Die Fließgewässer wie auch die Karseen des Nationalparks sind seltene und sensible Biotope.
- Lasst nichts zurück. Helft, indem auch ihr für einen sauberen Nationalpark sorgt.
- Achtet auf umstürzende Bäume und herabfallendes Totholz. Innerhalb des Nationalparks bestehen erhöhte waldtypische Gefahren, weil hier das Altern und Vergehen von Bäumen ermöglicht wird. Ihr betretet den Nationalpark auf eigene Gefahr. Besondere Beachtung gilt bei Unwetter und Sturm.
- Achtet auf eine gute Ausrüstung mit festem Schuhwerk und Regenschutz sowie genügend Trinkwasser und Verpflegung.
20.8.2019