Wo wächst Brot? Welche Tiere leben in der Natur um den Kindergarten herum? Und warum tragen Menschen aus dem Ort an Fastnacht so ein komisches Häs? Das und vieles mehr haben die Kinder im Kindergarten St. Elisabeth im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt gelernt. Um das besondere Engagement des Kindergartens im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wertzuschätzen und für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, hat der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord den Kindergarten am Donnerstag (25. Mai) zum Naturpark-Kindergarten ausgezeichnet.
Nachdem der Städtische Kindergarten Ebersteinburg im Januar ausgezeichnet wurde, ist der Kindergarten St. Elisabeth in Varnhalt der zweite Naturpark-Kindergarten in Baden-Baden. In der Naturpark-Kulisse ist es der achte. Der Kindergarten St. Elisabeth Varnhalt ist ein „BEKI-Kindergarten“ (bewusste Kinderernährung) und Bewegungskindergarten.


„Unser Kindergarten liegt mitten in der Natur zwischen den Rebhängen, am Fuße des Fremersbergs und der Yburg“, sagt Pfarrer Frank Maier, Kindergarten-Träger Katholische Kirchengemeinde Baden-Baden/Rebland, bei der Auszeichnungsfeier in der Yburghalle in Varnhalt. Ulrich Hildner, Ortsvorsteher Rebland, erläutert: „Der Naturpark mit seiner Themen- und Angebotsvielfalt ist für uns alle eine wichtige Institution. Im Juli wird deshalb auch die Grundschule Varnhalt/Neuweier Naturpark-Schule.“
Für Natur und Kultur in der Region sensibilisieren, und zwar so früh und nachhaltig wie möglich – darum geht es dem Naturpark. „Denn Kinder lernen in ihren ersten Lebensjahren so viel, wie später nie wieder in ihrem Leben“, erklärt der Vorsitzende des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Landrat des Landkreises Rastatt, Prof. Dr. Christian Dusch, auf der Auszeichnungsfeier in Varnhalt. In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder viel über die Zusammenhänge in der Natur – etwa darüber, woher die Lebensmittel kommen oder über den Alltag auf einem Bauernhof, im Forst oder im Handwerk.



Prägende Eindrücke schaffen Heimatverbundenheit
In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. „So bauen sie schon früh eine enge emotionale Verbindung zu ihrer Umwelt auf“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. „Das ist für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur sehr wertvoll. Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Das sind Eindrücke, die prägen.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.


Die Projekte im Naturpark-Kindergarten
Bei einem Naturpark-Forschertag gingen die Kinder mit einem Naturkundler auf Entdeckungsreise rund um ihren Kindergarten. In einer Kiste hatten sie Lupen, Lupengläser, Bestimmungsbücher und Sachbücher dabei. Direkt an den Kindergarten grenzen Blumenbeete, Stauden und Hecken, der Obst- und Gemüsegarten sowie eine Streuobstwiese. Die Kinder erforschten die Pflanzen- und Tierwelt. „Ich hatte eine Babyschnecke und einen Ohrenzwicker auf der Hand. Der hat mich aber nicht gezwickt“, berichtet ein Kind bei der Auszeichnungsfeier. So lernten die Kinder die heimische Artenvielfalt kennen.
Wo kommt Brot eigentlich her und welche Schritte sind nötig, bis wir es essen können? Auf ihrer Spurensuche lernten die Kinder die unterschiedlichen Zutaten kennen und wo diese in der Region wachsen. Dabei wurde deutlich: Ohne die Landwirt/innen in der Umgebung gäbe es auch kein regionales Brot. Die Kinder haben selbst Mehl gemahlen und Brot gebacken. „Es war uns wichtig zu zeigen, wie viel Zeit und Arbeit von mehreren Menschen nötig ist, bis das Brot fertig gebacken ist. Lebensmittel sind wertvoll und sollten auch so behandelt werden“, erläutert die Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth Varnhalt, Lucia Bräutigam.



Die Fastnachtszeit ist in Varnhalt besonders wichtig. Das närrische Treiben ist Tradition und gehört einfach dazu. „Echte“ Narren aus dem Ort stellten den Kindern ihre Zunft vor und präsentierten ihr Häs. Die Kinder bastelten selbst Masken und Instrumente. Am schmutzigen Donnerstag waren sie beim „Krachmacherumzug“ dabei.
Netzwerk der Naturpark-Kindergärten wächst stetig
Das Projekt der Naturpark-Kindergärten ist 2020 gestartet. Im nördlichen und mittleren Schwarzwald gibt es sieben weitere Naturpark-Kindergärten in Enzklösterle und Ebhausen (Landkreis Calw), Bühlertal (Landkreis Rastatt), in Karlsruhe-Durlach, in Baden-Baden-Ebersteinburg, in Oberwolfach und in Zell am Harmersbach (Ortenaukreis).
Auch Baden TV war dabei. Hier geht’s zum Fernsehbeitrag.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Kindergärten
Im Naturpark-Kindergarten lernen die Kinder bei vielseitigen Projekten ihre Heimat in der Naturparkregion besser kennen und bauen so eine natürliche Verbundenheit zu ihr auf. Die Erzieherinnen und Erzieher machen mit den Kindern Ausflüge und besuchen regionale Fachleute aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Obst- und Gartenbau, Naturschutz, Kultur und Brauchtumspflege sowie dem lokal ansässigen Handwerk. So lernen die Kinder etwa, woher die Lebensmittel kommen, wie sie sich gesund und regional ernähren können oder wie auf Bauernhöfen, Streuobstwiesen, im Forst oder im Handwerk gearbeitet wird.
(Text & Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
25.5.2023