Die Naturparke fördern Lebensraumgestaltung fürs Auerhuhn
Das Auerhuhn gehört zum Schwarzwald wie der Eindachhof: Charakterart und Identifikationsobjekt. Der große Waldvogel ist jedoch vom Aussterben bedroht, sein Bestand ist in den letzten Jahren eingebrochen. Das Schwinden geeigneter Lebensräume ist Hauptursache für das drohende Artensterben, nicht nur beim Auerhuhn. Unter dem Motto Lücken für Küken werden nun private und kommunale Waldbesitzende bei der Gestaltung von Auerhuhnhabitaten unterstützt und finanziell gefördert. Das Projekt ist Teil des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg und legt den Schwerpunkt auf die Verbesserung des Lebensraums. Beide Schwarzwald-Naturparke bieten Förderung und fachliche Begleitung.
Obwohl sein Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Baden-Württembergs schon immer im Schwarzwald lag, belegen historische Quellen, dass der scheue Hühnervogel noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts fast im ganzen Ländle verbreitet war. Nach dem Rückzug in die Hochlagen des Schwarzwalds läuft das Auerhuhn nun auch dort Gefahr auszusterben. Lediglich etwas mehr als 200 balzende Hähne konnten bei der Zählung im Jahr 2016 erfasst werden, erste Auswertungen der Zählung von 2018 kündigen eine weitere Verschlechterung an. Die Zahl von 300 Hähnen, die als Mindestmaß für eine gesunde Population veranschlagt wird, ist damit deutlich unterschritten und der negative Populationstrend der letzten Jahrzehnte setzt sich weiter fort. Einer der wichtigsten Gründe für diese schlechte Entwicklung ist der Mangel an geeignetem Lebensraum. Hier setzt nun das Sonderprogramm „Lücken für Küken“ an.
Lücken für Küken, aber nicht nur für die: Der etwas unbegabte erwachsene Vogel braucht Flugschneisen und Freiflächen
Es ist sehr wichtig, für den größten Hühnervogel Europas genügend Lücken, also Freiflächen anzulegen. Mehr Licht im ansonsten dichten Wald begünstigt eine vielfältige Bodenvegetation, Bäume mit niedrigen Ästen und eine hohe Strukturvielfalt. Auf diese Weise entstehen deutlich bessere Nahrungs- und Versteckmöglichkeiten für Altvögel und frisch geschlüpfte Küken.
Schneisen und die Abwechslung von dichtem und lockerem Baumbestand erleichtern dem ungeschickten Flieger das Landen und Starten und sorgen gleichzeitig für Deckung. Diese Strukturen tun nicht nur dem Auerhuhn gut, sie locken viele Insekten an und sind für andere bedrohte Vogelarten, Fledermäuse und Reptilien wertvoll. So können durch Vielfalt am Waldboden dem Auerhuhn geholfen und die Biodiversität gefördert werden.
Waldbesitzende mit Mut zur Lücke sind bei den Fachexperten für wilde Wohnzimmer an der richtigen Stelle. Meldet euch!
Kennt ihr jemanden, der Wald besitzt oder besitzt ihr selbst welchen? Wer bereit ist, Waldflächen fürs Auerhuhn zu opfern, bekommt Unterstützung vom Land. In der aktuellen Pilotphase von Lücken für Küken können ab sofort Maßnahmen auf Prioritätsflächen geplant und ab dem 15. Juli 2019 bis Ende des Jahres umgesetzt und gefördert werden. Dies gilt für forstliche Eingriffe mit Mehraufwand in der Durchforstung, bei der Jungbestandspflege oder für spezielle Pflegeeingriffe in ganz besonders wertvollen und sensiblen Lebensräumen. Die Erfahrungen aus der Pilotphase fließen in die Erarbeitung eines Förderprogramms ein. Dieses berücksichtigt den entstandenen zusätzlichen Aufwand oder Minderertrag zugunsten des Auerhuhns, und gleicht ihn aus. Wissenschaftlicher Projektpartner zur Umsetzung ist die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.
Darüber hinaus könnt ihr aber auch dem Auerhuhn helfen, wenn ihr immer, ganz besonders im Winter, auf den ausgewiesenen Wegen bleibt, euch beim Pflücken von Heidelbeeren (Hauptnahrung des Auerwilds!) zurückhaltet und nichts im Wald zurücklasst. Insbesondere keine Essensreste, denn die können Fressfeinde des Auerhuhns anlocken.
Ansprechpartner beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ist
Matthias Mohaupt
07223 957715-23
mohaupt@naturparkschwarzwald.de
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