Tennenbronn ist ein Stadtteil von Schramberg und zählt zu den attraktivsten Wandergebieten im Landkreis Rottweil. Nun ist es um einen Premiumwanderweg und Schwarzwälder Genießerpfad reicher: Der rund zehn Kilometer lange Auerhahnweg ist am 7. April 2018 bei strahlenden Sonnenschein eröffnet worden.
Wandern mit Erlebnisgarantie
Fast 100 Wanderbegeisterte waren gekommen, um bei der feierlichen Eröffnung des ersten Premiumwanderwegs und Schwarzwälder Genießerpfads in Schramberg dabei zu sein und gleich mitzuwandern. Oberbürgermeister Thomas Herzog freute sich in seinem Grußwort über die Qualität des Wegs: „Es braucht 50 Punkte, um als Premiumwanderweg zertifiziert zu werden, wir haben 71 Punkte bekommen.“ Der Rottweiler Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel ergänzte: „Ein Premiumwanderweg widmet sich immer einem Thema. Hier bedeutet das neben hervorragender Beschilderung Wandern mit Erlebnisgarantie!“
Hier gibt es keine Auerhähne, aber es könnte!
Der Name des Wegs verrät das Thema: Auerwild. Auch wenn es derzeit im Gebiet um Tennenbronn kein Vorkommen der größten Hühnervögel Europas mehr gibt – bis in die 1930er-Jahre gab es hier eine große Population. Selbst Kaiser Wilhelm II. kam hierher, um Auerhähne zu jagen. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich hier wieder ansiedeln. „Unser Gebiet eignet sich eigentlich gut als Habitat“, ist Schwarzwald-Guide Martin Grießhaber überzeugt. „Und es wäre ein guter Trittstein zwischen den Populationen im Nord- und Südschwarzwald. Das wäre auch für den genetischen Austausch wichtig.“
Martin Grießhaber führte am Eröffnungstag die große Wandergruppe auf dem Auerhahnweg. Er hatte viel zu erzählen über den Vogel, die Landschaft und ihre Attraktionen. Zu Beginn der Wanderung warnte er die Gruppe verschmitzt: „In Tennenbronn muss man mindestens einmal über den Berg. Wir machen es zweimal!“
Kein Flugkünstler
Über die Strecke verteilt stehen Tafeln, die über das Wesen und das Leben des Auerwilds informieren. Die Tour startet am Naturpark-Infostern beim Wanderparkplatz Remsbach am Ferienpark Tennenbronn. Der Auerhahnweg führt auf einem schmalen Pfad leicht bergauf und taucht dann in ein idyllisches Waldstück mit vielen Moosen, Flechten und Heidelbeersträuchern ein. „Für das Auerhuhn gäbe es hier zwar genug Futter, aber der Wald wäre zu dicht, denn es ist kein filigraner Flieger“, erklärt der Schwarzwald-Guide.
Nach dem ersten Waldstück gelangen die Wanderer zum Naturpark-AugenBlick und genießen die Fernsicht bis zur Schwäbischen Alb, wo einige der zehn Tausender-Berge zu erkennen sind. Über naturbelassene Wege geht es weiter Richtung Norden bis zum Sulzbachblick – auch hier gibt es wieder wunderschöne Aussicht über Schwarzwaldhöhen und -täler.
Vom Balzplatz zum Nest
Der nächste Rastpunkt ist der Auerhahnbalzplatz. Die Infotafel verrät Interessantes zu Balz und auf Knopfdruck lässt sich der klickende und schnarrende Balzgesang des Vogels hören. Ein Stück weiter bergab lädt der Unterfalkenhof zu einer Pause ein, mit Himmelsliege und Spielplatz. In einem hölzernen Zuber warten – gegen einen kleinen Obolus – Getränke auf durstige Wanderer. Weiter geht es talabwärts und dann steil bergauf durch den Wald bis auf die Höhe zum Auerhahnblick. Dort lässt sich auf einer mit einem geschnitzten Adler verzierten Bank der „Auerhahnblick“ genießen. Auf der Höhe gegenüber steht das ehemalige Lokal „Auerhahn“ – derzeit leider nicht bewirtschaftet.
Die Wanderer folgen dem Höhenrücken und gelangen zum Auerhahn-Nistplatz beim Waldsportplatz. Große eierförmige helle Steine dienen nicht nur als Sitzgelegenheit, sondern sollen natürlich ans Auerhahn-Gelege erinnern. Die nächste Infotafel ist nach rund einem Kilometer bergab über einen schmalen Waldpfad zu erreichen. Am „Auerhahn-Schlafplatz“ befinden sich ein Fernrohr und wieder eine Himmelsliege zum Ausruhen. Man lernt, dass die großen Vögel sich zwar meist am Boden aufhalten, sich aber zum Schlafen aus Sicherheitsgründen auf hohen Ästen in den Bäumen niederlassen.
Der Auerhahnweg fordert nochmals Höhenmeter
Weiter geht es im Zickzack auf einem schmalen Waldpfad steil hinab ins Eichbachtal und dort über das Eichbachbrückle. Die Wandergruppe gelangt an den Ortsrand von Tennenbronn. Dort befindet sich eine Übersichtstafel für alle, die hier mit der Wanderung beginnen. Wer einkehren und sich stärken möchte – von hier aus ist es ein Katzensprung zur Ortsmitte mit mehreren Gaststätten.
Der letzte Teil des Auerhahnwegs führt durch den Pfarrwald steil bergauf. Wenn das steilste Stück überwunden ist, folgt bald eine Wassertretanlage, wo man die müden Füße erfrischen kann. Bis zum Ausgangspunkt am Wanderparkplatz führt der Auerhahnweg leicht bergauf weiter, vorbei am Remsbachhof, wo der Kaiser übernachtete, als er hier zum Jagen ging.
Der Auerhahnweg führt durch abwechslungsreiche Landschaft und gibt immer wieder schöne Ausblicke auf Täler und Höhen frei, führt durch lauschige Wälder und fordert auch ein wenig Kondition bei den Aufstiegen. Nicht zu vergessen: Er liefert viele wichtige Informationen für das Auerhuhn und sensibilisiert für die Rücksichtnahme auf den seltenen Vogel, der auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht.
(Fotos: Martin Grießhaber, Stefan Dangel, Mark Medcalf/Shutterstock)