Heute schauen wir uns mit unserer Kräuterfrau und Schwarzwald-Guide Monika Wurft an, was Roter Wiesenklee ist und kann. Seine roten Blüten zieren jede Wiese und verlocken nicht nur die Hummeln und Schmetterlinge zur Ernte. Wer dann noch ein vierblättriges Kleeblatt findet, kann sich glücklich schätzen.
Beschreiben muss ich (Trifolium pratense), den Roten Wiesenklee aus der Familie der Schmetterlingsblütler bei meinen Kräuterführungen eigentlich nie. Alle kennen ihn seit ihrer Kindheit und die meisten haben die roten „Kleebollen“ als kleine Nascherei auch schon ausgelutscht. Manchen ist er unter anderen regionalen, aussagekräftigen Namen wie Honigklee, Zuckerbrot, Rotklee oder Hummellust bekannt.
Daran erkennt ihr den Roten Wiesenklee
Seine Blütezeit beginnt im Mai und dauert bis in den Oktober hinein. Mit einer Höhe von 15 bis 40 Zentimetern findet man ihn beinahe überall – auf Weiden und Wiesen, im Rasen und an Wegrändern. Seine unverkennbaren Kleeblätter wachsen in meist ausdauernden und grün überwinternden Rosetten, aus deren Mitte sich die kantigen, rot überlaufenen Stängel schieben. Am Stängelende sitzen die zwei bis drei Zentimeter großen, nach Honig duftenden, kugeligen Blütenköpfchen. Sie setzen sich aus zahlreichen, eng aneinandersitzenden purpurroten Schmetterlingsblüten zusammen. Umrahmt werden diese Blütenköpfchen von den typischen dreiblättrigen Kleeblättern, die sich mit einer weißen Zeichnung in der Mitte zieren.
Der Gattungsname „Trifolium“ aus tri für drei und folium für Blatt, bezieht sich auf dieses dreiteilige Blatt. Der Artname „Pratense“ leitet sich von „pratum“ für Wiese ab und deutet damit auf den Hauptstandort des Roten Wiesenklees hin. Weit verbreitet auf Rasenflächen und Wiesen und ist auch der Weiß-Klee (Trifolium repens). Er unterscheidet sich durch seine weißen Blütenköpfchen und die fein gezähnten Blattränder vom Roten Wiesenklee. Mit seinem kriechenden Wurzelstock bleibt er zudem mit fünf bis 20 Zentimetern Höhe wesentlich kleiner als der Rote Wiesenklee. Beide blühen gleichzeitig und können in der Kräuterküche gut miteinander kombiniert verwendet werden. Farblich wird Weiß-Klee vom Roten Wiesenklee allerdings ausgestochen.
Roter Wiesenklee hat´s in sich
In der Volksheilkunde werden die Blüten des Roten Wiesenklees wegen ihrer Gerbstoffe, ätherischen Öle, Cumarine und Isoflavonoide verwendet. Sie kommen zur Wundbehandlung, bei Erkältungskrankheiten und Durchfall zum Einsatz. Zunehmend in den Fokus gerückt sind die Blüten des Roten Wiesenklees aufgrund ihrer Phytoöstrogene, die mit dem roten Blütenfarbstoff verbunden sind. Sie wirken sich bei Wechseljahrsbeschwerden positiv auf Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Erschöpfungszustände aus. Zum Einsatz kommen Tee, Tinktur und Fertigarzneimittel.
Zur Teeherstellung könnt ihr vier bis sechs getrocknete Blütenköpfchen mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen und zwei bis drei Tassen täglich trinken. Bei Schweißausbrüchen und Hitzewallungen sollte der Tee nur abgekühlt getrunken werden.
Ernte
Die Kleeblüten könnt ihr von Mai bis Oktober sammeln, frisch verwenden oder als Wintervorrat trocknen. Sammelt die Blüten mit ihrem süßen, leicht nussigen Geschmack am besten morgens, bevor Hummeln den Nektar holen. Auch die jungen Kleeblätter, die geschmacklich entfernt an Feldsalat erinnern, könnt ihr verwenden.
Roter Wiesenklee kulinarisch
Kleeblüten und junge Kleeblätter kommen in Gemüsegerichten, Spinat, in Kräuterquark, Kräuterbutter und Frischkäse zum Einsatz. Die Blüten eignen sich darüber hinaus für Gelee, Sirup, Likör, Bowle, in Süßspeisen und einer bunten Hausteemischung und werden in Eiswürfel eingefroren zum Hingucker.
Zum krönenden Augenschmaus werden die Blütenköpfchen als Dekoration in Salaten, Suppen oder einem bunten Kräuterbuffet.
Rezept mit Erlebniswert
Süßer Kleeblütenaufstrich- geht schnell und ist lecker
Weiche Butter rührt ihr mit etwas Honig glatt und hebt eine Handvoll ausgezupfter Kleeblüten darunter. Auf ein Brot oder Brötchen gestrichen und mit einigen kompletten Blütenköpfchen dekoriert, schon ist der leckere Aufstrich verzehrfertig. Wenn ihr mit Kindern unterwegs seid, schafft das Sammeln der Blüten und das gemeinsame Herstellen und Probieren des Kleeblütenaufstrichs ein besonderes Natur- und Geschmackserlebnis. Wer dann noch ein vierblättriges Kleeblatt findet, gilt als besonderer Glückspilz und das bleibt mit Sicherheit in Erinnerung. In meiner Kindheit hieß es, dass sich das Glück verdoppelt, wenn man das vierblättrige Kleeblatt verschenkt. Da findet sich doch bestimmt jemand!
Natur- und Gartentipp
Falls ihr eine Blumenwiese anlegen wollt, dann darf der Rote Wiesenklee darin nicht fehlen. Die roten Blütenköpfchen sind eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln, Bienen, Nachtfalter und Schmetterlinge, die sich mit ihren langen Rüsseln sogar auf sie spezialisiert haben. Schmetterlingsblütler wie Roter Wiesenklee, Esparsette und Luzerne sind hochwertige Futterpflanzen und werden auch als Gründüngung angebaut. Sie versorgen sich mit Stickstoff, indem sie eine Symbiose mit Bodenbakterien, den so genannten Rhizobien, eingehen. Diese Bakterien werden von ihnen mit Zucker versorgt und stellen der Pflanze im Gegenzug Stickstoff zur Verfügung. Ein Indiz dafür sind die Knöllchen an den Wurzeln von Schmetterlingsblütlern. Ein alter Gärtnertrick empfiehlt, abgeerntete Bohnen oder Erbsenpflanzen an Ort und Stelle unterzugraben um damit dem Beet den Stickstoff für die kommende Vegetation zu erhalten.
Klee gehört zu den Hülsenfrüchten wie Bohnen, Erbsen und Linsen. Hülsenfrüchte sind als Eiweiß-Lieferant wichtige Nahrungsgrundlagen für Mensch und Tier.
Viel Glück mit dem Roten Wiesenklee!
Mehr Kräuterwissen gibt’s im Buch von Monika Wurft:
Monika Wurft, Mein Wildkräuterbuch, 2. Auflage März 2020 Ulmer-ISBN: 978-3-8186-1123-1
(Text und Fotos: Monika Wurft)
1.6.2022