Wie stelle ich Joghurt her? Wie wird aus einem Ei ein Huhn? Und welche Tiere und Pflanzen leben in den heimischen Gewässern? Diesen Fragen sind die Kinder und Jugendlichen des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) der Seeäckerschule in Calw nachgegangen. Mit ihren Projekten hat die Schule die Voraussetzungen erfüllt, um die Auszeichnung „Naturpark-Schule“ zu erhalten.
Am 27. Oktober überreichte der Oberbürgermeister der Stadt Calw in seiner Funktion als Stellvertretender Vorsitzender des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Florian Kling, in der Aula der Schule die offizielle Urkunde und eine Plakette mit dem Schriftzug „Naturpark-Schule“ an die Schulleiterin der Seeäckerschule, Janina Keck. „Wir möchten Schule neu denken und weg vom klassischen Unterricht. Als Naturpark-Schule gehen wir mit den Schüler/innen raus in die Natur und besuchen Kooperationspartner wie etwa Familie Schill vom Eichwaldhof“, sagt Keck.



Florian Kling wendet sich in seiner Rede direkt an die Schüler/innen: „Der Schwarzwald ist etwas ganz Besonderes. Wo man wohnt, wie man einkauft und wie die Menschen hier leben – das macht uns aus. Wer von euch hat denn schon einmal eine Kuh gemolken oder ein Huhn auf dem Arm gehabt?“ Die Kinder, die beim Naturpark-Projekt auf dem Bauernhof dabei waren, heben begeistert ihre Finger.
Und Manuela Riedling, zuständig für das Projektmanagement der Naturpark-Schulen beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, berichtet: „Die Naturpark-Schulen kommen sehr gut an: bei den Schüler/innen, den Eltern, den Lehrenden und den Kommunen. Mit den Naturpark-Schulen schaffen wir ein Bewusstsein für die Natur und Kultur im Schwarzwald.“
Mit der Seeäckerschule gibt es aktuell 22 Naturpark-Schulen im nördlichen und mittleren Schwarzwald. In Calw ist es die Erste. Im Landkreis gibt es mit der Grundschule Dobel, der Wilhelmschule in Bad Wildbad und der Krokusschule in Zavelstein drei weitere Naturpark-Schulen. Im November werden zudem die Falkensteinschule in Bad Herrenalb und die Grundschule Vollmaringen in Nagold als Naturpark-Schulen ausgezeichnet.


Die Naturpark-Projekte der Seeäckerschule
Die Seeäckerschule hat eine klare Vision: Umweltschutz ist nichts Elitäres, sondern betrifft die gesamte Gesellschaft. Deshalb hat die Schule im Schuljahr 2018/2019 ein Umweltkonzept ins Leben gerufen und es seither weiterentwickelt. „Das Konzept beinhaltet neben dem Klima- und Naturschutz auch Nachhaltigkeits- und Umweltbildung für die Schüler/innen“, erklärt Janina Keck. „Ziel ist es, dazu beizutragen, dass sie zu umweltbewussten jungen Erwachsenen heranreifen, die die Wichtigkeit des Klima- und Umweltschutzes verstehen und sich aktiv dafür einsetzen.“ So hat die Schule etwa einen eigenen Schulgarten, in dem sie Gemüse anbaut. Das verarbeiten die Schüler/innen dann beim Kochen und Backen.
Die Klassen eins und zwei besuchten den Eichwaldhof von Familie Schill in Stammheim. Dabei schauten sie sich an, wie Milch hergestellt und zu welchen Produkten sie verarbeitet wird. „Wir haben selbst Joghurt gemacht“, berichtet ein Schüler. Auf dem Waldenserhof der Familie Jourdan in Neuhengstett erfuhren die Kinder, wie aus einem Ei ein Huhn wird. „Wir haben auch gelernt, wie Hühner gut gehalten werden und was nicht so gut ist“, erzählt ein anderer Schüler. Die Klassen drei und vier lernten von Rudolf Haußer vom Bezirksfischerverein Nagoldtal, wie der Wasserkreislauf funktioniert und wie sie nachhaltig mit der Ressource Wasser umgehen können. Außerdem erfuhren sie von Naturpark-Schwarzwald-Guide Melanie Mässelhäuser, welche Pflanzenarten in den heimischen Gewässern leben. Die Module wurden im Rahmen einer Projektwoche im Juli durchgeführt.
Die Schüler/innen der weiterführenden Klassen haben sich mit dem Thema Wald beschäftigt und haben beim Aufforsten geholfen.




Calw ist starker Naturpark-Partner
Die Stadt Calw bietet im touristischen Bereich eine Naturpark-AugenBlick Rundwanderung bei Holzbronn mit Panoramaausblick. Wer sich für die Gesteinswelt der Region interessiert, sollte unbedingt die Naturpark-GeoTour machen. Mit dem Hotel Kloster Hirsau hat die Stadt einen Naturpark-Wirt, der Schwarzwälder Produkte auf den Teller bringt. Für den Artenschutz setzt sich Calw mit zahlreichen Naturpark-Wildblumenwiesen ein.
Hintergrund: Das Konzept der Naturpark-Schulen
Kennzeichnend für eine Naturpark-Schule ist eine dauerhafte und intensive Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark und den Schulen. Das Konzept ist als Schulentwicklungsprogramm angelegt und trägt zur Profilschärfung der Schule bei. In Form „moderner Heimatkunde“ werden die Schüler/innen für die Besonderheiten ihrer lokalen und regionalen Umgebung sensibilisiert und die Themen Natur und Kultur in der Schule nachhaltig verankert.
Gemäß dem Leitbild einer Bildung für nachhaltige Entwicklung werden den Kindern dabei Gestaltungskompetenzen vermittelt. So können sie ihre Zukunft im Naturpark aktiv und eigenverantwortlich mitgestalten. Zentrales Anliegen ist es, den Schüler/innen unterschiedliche Perspektiven auf lokale Themen wie Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kultur, Brauchtum und Handwerk zu geben. Expert/innen aus der Region wie etwa Förster/innen, Landwirt/innen, Imker/innen, Kräuterpädagog/innen, aus Vereinen oder Privatpersonen bringen ihre Erfahrungen und ihr Wissen in den Unterricht ein und arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen.
(Text und Fotos: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)
27.10.2023