Sie gehört leider zu den bedrohten Tierarten: Die Kreuzotter ist in Deutschland fast die einzige Giftschlange. Daneben gibt es die giftige Aspisviper, die aber nur noch in einem Tal im Südschwarzwald vorkommt. Eher untypisch für Reptilien bevorzugt die Kreuzotter kühlere Regionen. Deshalb fühlt sie sich im Schwarzwald wohl.
Die Kreuzotter gehört zu den Vipern und ist an ihrem dunklen Zickzackband, dem länglich dreieckigen Kopf und den senkrechten Pupillen gut zu erkennen. Sie wird zwischen 50 und 75 Zentimeter lang. Häufig sieht man auch die so genannte Höllenotter, eine schwarze Kreuzotter. Die Schlangen lieben Wald-Heide-Moor-Gebiete und sind im Schwarzwald hauptsächlich auf den feuchten Bergheiden, den so genannten Grinden, zu Hause. Auf ihrem Speiseplan stehen Mäuse, junge Vögel, Frösche und Eidechsen. Sehr hungrig sind die Schlangen allerdings nicht. Über den Sommer nehmen sie nur 100 bis 200 Gramm Nahrung zu sich. Das wären etwa fünf bis 15 Mäuse pro Jahr.
Fressen und gefressen werden
Die Kreuzotter hat allerdings selbst einige Fressfeinde. Besonders Wildschweine setzen ihren Beständen zu. Aber auch Marder, Fuchs und Igel sowie Mäusebussard, Schlangenadler und sogar Reiher verschmähen sie nicht als Beute. Selbst Haussperlinge können den jungen Kreuzottern gefährlich werden.
Kreuzottern sind zwar giftig, sie fliehen jedoch normalerweise, sobald sie Bodenerschütterungen wahrnehmen. Sie beißen – außer bei der Jagd – nur zu, wenn sie massiv bedroht und berührt werden. Für den Menschen ist ihr Biss selten lebensgefährlich, obwohl das Gift bis zu dreimal so giftig ist wie das der Klapperschlange. Denn der Giftvorrat der Kreuzotter beträgt nur elf bis 18 Milligramm, gefährlich wird es für gesunde Menschen erst bei vielfach größeren Mengen. Zudem verschwendet die Kreuzotter ihr Gift nicht, bei den meisten Verteidigungsbissen setzt sie es kaum oder gar nicht ein. Allerdings kann ein Biss für Kinder oder alte Menschen gefährlich werden, besonders auch bei Allergien. Deshalb: Bei jedem Biss die Wunde ruhig halten und sofort zum Arzt.
Ein bisschen Schnee macht der Kreuzotter nichts aus
Wenn im März der Schnee langsam schmilzt, kommt zunächst das Kreuzotter-Männchen aus seinem Winterquartier, um die Wärme der Sonne zu tanken. Kreuzottern sind die einzigen Schlangen, die man schon über Schnee hat kriechen sehen, obwohl sie wie alle Reptilien wechselwarm sind. Nach der Frühjahrshäutung machen sich die Männchen auf die Suche nach paarungsbereiten Weibchen, die in der Zwischenzeit mit den Jungtieren vom letzten Jahr ihre Winterruhe ebenfalls beendet haben.
Die Paarung erfolgt Anfang bis Mitte Mai an traditionellen Paarungsplätzen. Nach dem Ende der Paarungszeit wandern die Männchen zu besonderen Sommerplätzen, während die Weibchen sich weiterhin in der Nähe der Paarungsplätze aufhalten. Mitte August bis Ende September bringen die Weibchen durchschnittlich sieben bis elf Junge zur Welt. Ab Oktober wandern die Reptilien in ihre Winterquartiere, wo sie bis März in einer Kältestarre verharren.
(Fotos: Stefan Dangel, pixabay)