Fünf Großschutzgebiete in Baden-Württemberg haben eine Klima-Bilanz und einen Maßnahmenkatalog zur Energieeffizienz und Emissionsreduktion erstellt. Ziel ist es, in den Geschäftsräumen, bei Veranstaltungen und bei der Erfüllung aller Aufgaben die eigene Klimabilanz zu verbessern.
Die vier Naturparke Schwarzwald Mitte/Nord, Neckartal-Odenwald, Stromberg-Heuchelberg und Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie der Nationalpark Schwarzwald sind KLIMAfit-zertifiziert. Die offizielle Auszeichnung hat am Dienstag (21. November) Linda Böhringer vom beratenden Umweltmanagementunternehmen Arqum im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in der Geschäftsstelle des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord den fünf Institutionen überreicht. Ziel des „KLIMAfit“-Förderprogramms des Landes Baden-Württemberg ist es, die eigene Klima-Bilanz zu verbessern. Voraussetzung für die Zertifizierung war es, eine individuelle Klima-Bilanz zu erstellen und darauf aufbauend einen Maßnahmenkatalog zur Energieeffizienz und Emissionsreduktion zu entwickeln.
Träger des Projekts war der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. „Wir engagieren uns mit einer Vielzahl an Projekten für Klimaschutz und Klimaanpassung. Umso wichtiger, dass wir auch unsere eigenen Emissionen analysieren. Nun wissen wir, wo wir künftig reduzieren und uns nachhaltiger aufstellen können“, erklärt der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker. „Das Projekt sind wir bewusst gemeinsam angegangen. So konnten wir unsere Erfahrungen austauschen und zusammen an Lösungswegen arbeiten“, berichtet Dunker.
Die Klima-Bilanz in der Diskussion
Beim abschließenden Ergebnis- und Erfahrungsaustausch hoben die Teilnehmenden der vier Naturparke und des Nationalparks hervor, wie wichtig einerseits die Vorbildfunktion ist. Andererseits sei es von zentraler Bedeutung, für Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu sensibilisieren – etwa bei der Bewerbung von Veranstaltungen für eine Anreise mit emissionsarmen Verkehrsmitteln.
„Denn die Klima-Bilanzen zeigen auch, dass die fünf Geschäftsstellen nur sechs Prozent der Emissionen tatsächlich selbst beeinflussen können“, fasst Böhringer von Arqum zusammen. Das liegt insbesondere daran, dass die Gebäude zumeist angemietet sind. Die meisten Emissionen entfallen bei den vier Naturparken und dem Nationalpark auf die Mobilität der Besuchenden, Mitarbeitenden und von Transporten. 84 Maßnahmen zur Emissionsreduktion wurden bereits umgesetzt oder sind geplant. Ein Großteil der Maßnahmen bezieht sich auf die Bereiche Strom, Mobilität und Rohstoffe/Abfälle.
„Uns hat überrascht, dass die Besucheranreise zum Naturparkzentrum mehr als die Hälfte unserer Emissionen ausmacht“, berichtet Silvia Schmid vom Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Der Naturpark würde deshalb die Anreise mit dem Fahrrad gerne attraktiver gestalten. Auch das Jobticket für die eigenen Mitarbeiter oder den Anreiz für Besuchende durch bwegtPlus den ÖPNV zu nutzen, bieten schon einige der nun KLIMAfit-Zertifizierten.
Im ÖPNV liegt viel Potenzial
Zentral für die Nutzung des ÖPNV durch Besuchende und Mitarbeitende sind die Fahrpläne. Das betont die Klimaschutzbeauftragte des Nationalparks Schwarzwald, Michaela Schorpp: „Die ÖPNV-Konzepte müssen bedarfsorientiert sein. Wichtig ist dabei auch, dass es einen geeigneten Winterfahrplan gibt.“ Im vergangenen Jahr seien 15 Prozent der Besuchenden des Nationalparkzentrums auf dem Ruhestein mit dem ÖPNV angereist. Diesen Prozentsatz möchte der Nationalpark in den kommenden Jahren weiter steigern. „Zuversichtlich stimmt uns aber, dass im Sommer 90 Prozent der Kindergärten und Schulen, die das Infozentrum besuchten, den ÖPNV genutzt haben“, sagt Schorpp. Außerdem stünde für den Nationalpark neben den Energieverbräuchen der genutzten Gebäude vor allem deren Energieautarkiegrad im Fokus.
Einsparpotential sehen die vier Naturparke auch beim Papierverbrauch. „Wir wollen weniger Printmedien produzieren. Die Infoflyer können wir auch digital bereitstellen. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren ein auf uns zugeschnittenes Klima- und Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen“, berichtet der Geschäftsführer des Naturparks Neckartal-Odenwald, Paul Siemes. Auf das eine Jahr KLIMAfit-Bilanzierung zurückblickend sagt der Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald, Karl-Dieter Diemer: „KLIMAfit war für uns eine Emissions-Sensibilisierung in Echtzeit. Das hat uns gezeigt: Da ist noch einiges möglich.“
Darum geht es bei KLIMAfit
KLIMAfit bietet Unternehmen jeder Branche und Größe sowie anderen Organisationen in Baden-Württemberg einen niederschwelligen und strukturierten Einstieg in das Thema Klimaschutz und Energieeinsparung. Das Förderprogramm ist Baustein der Klimaschutzstrategie „Unternehmen machen Klimaschutz“. KLIMAfit orientiert sich am mehrfach erfolgreich durchgeführten Projekt ECOfit.
Mit professioneller Unterstützung durch das Beratungsunternehmen Arqum erstellten die vier teilnehmenden Naturparke und der Nationalpark bei KLIMAfit eine Treibhausgas-Bilanz. Für die Bilanz wurden neben Kohlenstoffdioxid (CO2) auch weitere Treibhausgase berücksichtigt.
Die Emissionen werden in drei Bereiche unterteilt: Der erste Bereich listet die direkten Treibhausgas-Emissionen der Naturparke und des Nationalparks auf. Im zweiten Bereich werden die indirekten Emissionen aus dem Energiebezug von anderen Unternehmen aufgezeigt. Im dritten Bereich werden sonstige indirekte Emissionen aufgelistet, die etwa bei der Abfallentsorgung anfallen.
KLIMAfit beinhaltete unter anderem vier gemeinsame Workshops und drei individuelle Beratungstermine. Aufbauend auf der Bilanz erarbeiteten die Naturparke und der Nationalpark konkrete Maßnahmen, um ihre Energieeffizienz sowie ihre Emissionen zu reduzieren.
So schafft der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord etwa als Partner von bwegtPlus für Besucherinnen und Besucher des Info-Shops in Bühlertal den Anreiz, mit dem ÖPNV anzureisen. Infomaterial wird zum kostenlosen Download auf der Internetseite angeboten. Und aktuelle Nachrichten werden über Online-Kanäle verbreitet. Für Printprodukte wird Recyclingpapier mit Umweltsiegel verwendet. Perspektivisch ist ein papierloses Büro geplant. Bei Veranstaltungen wird geprüft, ob eine Präsenz vor Ort notwendig ist oder das Treffen auch online stattfinden kann. Dies sind nur einige Beispiele aus dem Maßnahmenkatalog.
(Text: Gundi Woll/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, Fotos: Gundi Woll, Dietmar Denger, Mesenholl/STG)
22.11.2023