Wusstet Ihr, dass es im Schwarzwald unglaubliche 24 000 Kilometer an wunderschönen Wanderwegen gibt? Und dass der Schwarzwald das größte Wandergebiet in Deutschland ist, in dem alle Wanderwege einheitlich ausgeschildert sind? Damit ihr euch auf Euren Wanderungen auch künftig voll und ganz auf die Beschilderung verlassen könnt, haben die Schwarzwälder Naturparke und ihre Partner das Wander-Handbuch aktualisiert – ein Leitfaden für alle, die Wanderwege anlegen und pflegen.
Wander-Handbuch setzt hohe Standards
Schon seit 2002 gibt es das Wanderhandbuch und das ist gut so. Denn es hat dazu geführt, dass so gut wie alle Wanderwege im Schwarzwald einheitlich aussehen: weiß mit schwarzer Schrift und charakteristischer farbiger Raute, exakten Entfernungsangaben und Zusatzinformationen, beispielsweise Messer und Gabel. Nach 15 Jahren haben sich einige Rahmenbedingungen verändert, deshalb ist die Neuauflage für das Wander-Handbuch notwendig geworden. So wünschen sich die Wanderer mehr Rundwege, zertifizierte Premiumwege oder Genießerpfade. Die hohe Qualität der Wanderwege empfinden sie schon als Standard, also muss sie gesichert und gesteigert werden. Außerdem geht es um Regelungen zum Beispiel für das Verhalten zwischen Wanderern und Mountainbikern.
Der Trend zur Heimat
Forst- und Landwirtschaftsminister Peter Hauk (MdL) hat es sich nicht nehmen lassen, das Wander-Handbuch am 29. März 2017 persönlich zu präsentieren. „Die zwei Naturparke im Schwarzwald sind die jüngsten, aber auch die aktivsten“, sagte der Minister. „Sie schaffen Lebensqualität, und die kann man hier nicht nur erschmecken, sondern auch erwandern. Ich freue mich, dass ich den Naturparken das neue Wander-Handbuch an die Hand geben kann.“ Regionalität sei im Trend, betonte Hauk. Viele Menschen suchten im Zuge der Globalisierung nach Vertrautem. Das mache sich sowohl im Lebensmittelhandel als auch in den heimischen Ferienregionen bemerkbar.
Rund die Hälfte der Bevölkerung geht regelmäßig zum Wandern. Der Minister hofft, dass das Wander-Handbuch und damit die Wanderangebote und ihre Qualität dazu beitragen, auch die andere Hälfte aus der Reserve zu locken. Er wünscht sich zusätzliche Angebote, die das Wandern attraktiver machen. Etwa mehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten oder mehr Raststationen mitten im Wald.
Viele Partner ziehen an einem Strang
Der Erfolg hat viele Mütter und Väter: die beiden Naturparke Schwarzwald Mitte/Nord und Südschwarzwald, der Schwarzwaldverein, die Schwarzwald Tourismus GmbH, die Dienstleister Tour Konzept und das Planungsbüro für Wandertourismus. Eine zentrale Rolle spielt der Schwarzwaldverein, denn er ist es mit seinen 220 Ortsgruppen und 65 000 Mitgliedern, der sich ehrenamtlich um die Beschilderung kümmert und auch das gesamte Datenmanagement dazu betreibt. Die Wegewarte kontrollieren die Beschilderung, erneuern oder ergänzen sie, wenn sich Touren ändern, oder sie tauschen beschädigte oder verwitterte Schilder aus. Für die Pflege der Wege selbst sind die Gemeinden zuständig. „Aber so mancher Wegewart schneidet aus eigener Initiative hereinragende Zweige ab, sammelt Abfall auf oder beseitigt auch einmal einen umgestürzten Baum“, verrät Georg Keller, Präsident des Schwarzwaldvereins.
Was ist neu am Wander-Handbuch?
Das Wander-Handbuch ist aktualisiert worden und soll den gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Es soll Gemeinden und Touristikern helfen beim Einrichten neuer Wanderstrecken und der Überarbeitung der vorhandenen. „Im neuen Wander-Handbuch sehe ich sehr gute Ansätz, unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse der Freizeitgestaltung und Erholungsnutzung schon bei der Planung von Wegeangeboten ausgewogen zu berücksichtigen“ sagte Minister Hauk bei der Präsentation. So flossen die Wünsche der Wanderer nach Rundwanderwegen, Genusswandern, Prädikatswanderungen oder Barrierefreiheit in die Neuauflage ein. Ein Kapitel geht auch auf die gegenseitige Rücksichtnahme unterschiedlicher Nutzer der Wege ein, ebenso auf den Respekt gegenüber der Natur. Das Wander-Handbuch nennt Lösungsmöglichkeiten wie die Initiative „Gemeinsam Natur erleben“ oder Appelle in unterschiedlichen Medien.
Schilder im Wald, aber kein Schilderwald
Auch das Beschilderungssystem wurde optimiert. Ein Ziel war, die Schilderzahl zu reduzieren. Beispielsweise braucht bei einem Fernwanderweg ein Ziel, das abseits der Route liegt, kein eigenes Schild mehr, sondern kann unter einem Trennstrich auf demselben Schild erscheinen. Dafür gibt es neue Zusatzschilder für spezielle Wanderrouten, zum Beispiel „AugenBlick-Runde“ oder „Felsenweg“. Das bedeutet nicht, dass nun alle Schilder ausgetauscht werden. Die bisherigen erfüllen nach wie vor ihren Zweck. Das neue System ist für neue Wege und die Überarbeitung vorhandener Routen gedacht. Andrea Wagner von der Firma Tour Konzept erläutert:
Qualitätsmerkmal „barrierefrei“
Ein wichtiger Aspekt und ein Qualitätsmerkmal sind barrierefreie Wege. Auch hier gibt das Wander-Handbuch Empfehlungen zur Wegegestaltung, für Rollstuhlfahrer, Gehörlose, Blinde, geistig Behinderte. Barrierefreiheit kann aber auch für Senioren und Familien mit Kleinkindern wichtig sein. Für alle Menschen ist aber Barrierefreiheit ein Komfortmerkmal, das das Wandern bequemer macht. Hans-Peter Matt, selbst seit einem Unfall vor 30 Jahren an den Rollstuhl gefesselt, berät Institutionen und Firmen in Sachen Barrierefreiheit. Mit seiner Firma mahp barrierefrei hat er auch am Wanderhandbuch mitgewirkt.
(Fotos: Joachim Gerstner/compusign, Tour Konzept, Stefan Dangel; Videos: Stefan Dangel, Musik: Free Music Archive)