Eine Einführung mit einem Pirschgang in die Welt der Wilden Sau.
Treff- und Ausgangspunkt des Pirschgangs für Nichtjäger war das Restaurant Wolpertinger im Hotel Merkurwald. Bevor es auf die Pirsch ging, erklärte Tom Stolz, Naturpark-Wirt und Jäger einiges Interessantes und Wissenwertes rund um das Wildschwein und die Jagd. Was sind z.B. Frischlinge oder eine Rotte und welcher Gegenstände bedarf es für die Jagd?!
Die Welt der Rotte: Struktur und Ordnung
Während unseres Pirschgangs lernten wir viel über die Struktur einer Rotte. Wildschweinrotten sind sozial-strukturierte Gruppen, die in der Regel von einer Leitbache angeführt werden. Diese Rotte kann aus mehreren weiblichen Tieren und deren Frischlingen bestehen. Während männliche Wildschweine (Keiler) normalerweise alleine oder in kleinen Gruppen auftreten, schließen sie sich manchmal auch den Rotten an, insbesondere während der Paarungszeit. Innerhalb der Rotte kommunizieren die Mitglieder durch verschiedene Laute und Körperhaltungen miteinander und arbeiten zusammen, um Nahrung zu finden und sich vor Bedrohungen zu schützen. Die Bache bestimmt maßgeblich die Ordnung und ihr Verlust, etwa durch einen Wildunfall, kann diese Struktur durcheinanderbringen.
Die Ausrüstung für die Jagd & der Jagdschein
Für eine erfolgreiche Jagd sind bestimmte Ausrüstungsgegenstände unerlässlich. Dazu gehören neben einem Jagdschein auch eine Waffe, ein Fernglas, Gehörschutz, eine Taschenlampe und natürlich ein Telefon für den Notfall. Auch das Markieren von Wegpunkten kann sich als hilfreich erweisen. Für einige war auch das Thema Jagdschein von Interesse, wie verläuft die Ausbildung zur Jägerin oder zum Jäger? Tom Stolz und Dominik Rahner gewährten Einblicke in die Ausbildung und die Möglichkeiten, als Jäger aktiv zu werden. Ebenfalls wurde über die Bedeutung von Begehungsscheinen und die Voraussetzungen aber auch die verpflichtenden Aufgaben für die Jagd gesprochen.
Die Altersklassen der Wildschweine
In der Welt der Jagd und des Wildtiermanagements spielen Altersklassen eine entscheidende Rolle, besonders wenn es um Wildschweine geht. Die Benennung dieser Altersklassen folgt einem System, das nicht nur die Entwicklung und das Verhalten der Tiere widerspiegelt, sondern auch wichtige Informationen für Jäger liefert.
Die jüngsten Wildschweine werden als Frischlinge bezeichnet. Sie sind die neugierigen und verspielten Jungtiere, die oft in Gruppen von bis zu acht oder mehr Individuen unter der Obhut ihrer Mutter, der Bache, heranwachsen. Sobald die Frischlinge älter werden, im zweiten Lebensjahr, werden sie als Überläufer bezeichnet. Diese Altersklasse ist oft gekennzeichnet durch ihre Scheuheit und die enge Bindung an die Gruppe.
Wenn Überläufer ausgewachsen sind und ihre eigenen Jungen bekommen, steigen sie in die Klasse der Überläuferbache auf. Diese Bache ist erfahren und geschickt darin, ihre Jungen zu schützen und zu führen. Die ältesten und erfahrensten Wildschweine sind die Keiler oder die führende Leitbache. Sie spielen wie vorab schon erwähnt eine wichtige Rolle in der Hierarchie der Wildschweinpopulation und tragen zur Stabilität und Vitalität des Bestands bei.
Das Verständnis dieser Altersklassen ist für Jäger von großer Bedeutung, da es ihnen hilft, ihre Jagdstrategien anzupassen und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wildschweinpopulation sicherzustellen.
Die Bedeutung von Jagdhunden
Jagdhunde sind nicht nur treue Begleiter, sondern auch unverzichtbar für die Jagd. Sie sind hochspezialisierte Partner, die durch ihre ausgeprägten Sinne und Instinkte helfen, Wild aufzuspüren, zu verfolgen und bei der Nachsuche angeschossenes Wild zu finden. Die enge Bindung zwischen Jäger und Hund stärkt nicht nur die Effektivität des Jagdteams, sondern bereichert auch das Leben beider Partner. Insgesamt sind Jagdhunde wertvolle und geschätzte Mitglieder in der Welt der Jagd.
Angeregte Gespräche und Einblicke in die Natur
Während des Pirschgangs durch die Wälder, tauschten die Teilnehmmenden angeregte Gespräche aus und genossen die Schönheit der Natur. Wenngleich dies unter Jagdbedingungen natürlich nicht möglich wäre, dort heißt es nämlich absolute Ruhe und Bedacht um die Tiere nicht aufzuschrecken.
Ebenso lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was ein „Malbaum“ ist. Malbäume sind Bäume, die Rotwild, Wildschweine aber auch Dachse dazu nutzen, um ihre Decke bzw. die Schwarte daran zu scheuern oder zu maalen. Dieses Vorgehen dient dem Wohlbefinden der Tiere und hilft dabei, Ektoparasiten zu entfernen. Durch Einstreichen der Malbäume mit Buchenholzteer kann ihre Attraktivität erhöht werden. Dieses Wissen wird von Jägern genutzt, um das Wild an bestimmte Orte zu gewöhnen, um es dort besser beobachten sowie bejagen zu können. Malbäume werden von den Tieren meist nach dem „Suhlen“ im Schlamm aufgesucht, weswegen sie anhand der Abscheuerungen und Erdrückstände gut zu erkennen sind.
Bierstacheln und Snacks von der Wilden Sau
Angekommen am Zielpunkt des Pirschgangs, einem Hochsitz im Jagdrevier Ebersteinburg in Baden-Baden erläuterten Tom Stolz und Dominik Rahner den Ablauf der Jagd. Vom Ansitzen auf dem Hochsitz, oft mehrere Stunden, über den Schuss, bis zum Aufbrechen und der Reifungszeit des Wildfleischs. Selbiges galt es dann auch vor Ort in Form von Salami oder Schinken direkt zu probieren. Passend dazu gab es das malzige Schwarzbier unseres Naturpark Partners Alpirsbacher, welches vor dem Trinkgenuss jedoch „gestachelt“ wurde. Beim Stacheln wird ein heißglühendes Eisen in ein kühles Bier (6-7 °C) getaucht. Durch die Hitze karamellisiert der Zucker und der Schaum steigt auf. Dadurch verändert sich nicht nur die Temperatur, vielmehr entsteht ein ganz besonderes karamelliges Geschmackserlebnis.
Ein entspannter Pirschgang und neue Perspektiven
Nach einem erlebnisreichen Tag im Wald kehrte die Gruppe mit vielen Eindrücken und neuen Erkenntnissen zurück. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Gelegenheit einen Einblick in die faszinierende Welt der Wilden Sau im Schwarzwald zu bekommen. Im weiteren Verlauf des Abends gab es im Restaurant Wolpertinger fantastische Köstlichkeiten rund um die Wilde Sau. Frischer Feldsalat mit Wildschwein Speck & Kracherle und natürlich Wild aus der Ebersteinburger Jagd in Form von Wildschweinfilet mit, passend zur Jahreszeit, Bärlauchhaube, regional, nachhaltig und lecker! Natürlich in bester Begleitung bei einem Glas des Waldulmer Wilde Sau Weins oder dem schon zuvor probierten Alpirsbacher Kloster Dunkel. Es war ein unvergessliches Abenteuer, ein toller Abend in netter Gesellschaft, der bei vielen Teilnehmenden Lust auf mehr gemacht hat, sich evtl. auch selbst mehr mit der Jagd oder der Zubereitung von Wildfleisch zu beschäftigen.
Ihr wollt auch mal bei einem Wilde Sau Pirschgang dabei sein oder an einer anderen Veranstaltung des Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord teilnehmen? Dann folgt uns auf Social Media für aktuelle Infos.