Bunt sind schon die Wälder: Heute stapfen wir mit unserer Kräuterfrau Monika Wurft, Schwarzwald-Guide und Kräuterpädagogin aus Schiltach, durch den bunten Blätterwald und beschäftigen uns mit Laub. Denn die Natur wandelt sich schon seit einigen Wochen. Das Grün des Sommers hat den bunten Herbstfarben Platz gemacht. Der „goldene Herbst“ erfreut uns jetzt im November immer noch mit seinem Farbenrausch. Auch diesmal könnt ihr das Wildkräuterbuch von Monika Wurft gewinnen! (Siehe unten.)
Bevor der große Laubfall beginnt und der Winter eingeleitet wird, möchte ich mit euch diese bunte Sensation näher anschauen. Per Definition steht der Herbst im Pflanzenreich für den geordneten Rückzug nach der Phase des Wachstums und der Aktivität. Kürzer werdende Tage und sinkende Temperaturen geben das Startzeichen für den Umbauprozess in Bäumen und Sträuchern.
Im Blatt ist es nicht nur grün
Der grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll wird in den Blättern abgebaut und andere farbgebende Stoffe, die im Sommer vom Grün überdeckt waren und Schutzfunktion für die Blätter hatten, werden sichtbar. Flavonoide sind für gelb-orange zuständig, Anthocyane für rot-violett und Carotinoide für orange. Der Wald beginnt zu leuchten. Es fängt an mit Schattierungen in den verschiedensten Grüntönen, bis sich Gelb, Rot und Orange durchsetzen. Ein Laubwald im Herbst mit seinen starken Farben wirkt wie von Künstlerhand gemalt. Auch für Kreativität, in Form von herbstlicher „Land-Art“ ist jetzt der richtige Zeitpunkt.
Die Blätter sind „ausgelaugt“
Über das künstlerische Schwelgen hinaus ist irgendwann jedoch der Abbauprozess des Chlorophylls beendet. Dies ist verbunden mit dem Rückzug weiterer wichtiger Speicherstoffe wie Eiweiß, Kohlenhydrate und sekundärer Pflanzeninhaltstoffe. Diese werden nämlich in Wurzeln, Knollen und Markstrahlen fürs nächste Jahr gespeichert. Dann haben die Blätter an den Bäumen ihre Funktion komplett verloren und der große Laubfall kann beginnen.
Aus Bastelmaterial wird Abfall
Schön ist es dann, durch die am Boden liegenden Blätter zu stapfen. Sie rascheln bei trockenem Wetter und der Wind bringt das Laub zum Tanzen. Kinder waten am liebsten knietief durch die Blätter und sind begeistert von diesem Naturmaterial mit all seinen Farben und Formen. In welchem Kindergarten oder welcher Schule haben Kinder nicht schon Bilder oder Girlanden aus buntem Laub kreiert? Schlägt das Wetter um und es wird feucht und regnerisch, tritt eine erneute Wandlung zu Tage. Das bunte Blatt, gerade noch als künstlerischer Höhepunkt des Jahres besungen, verliert vollends Farbe und Form. Verbunden mit einem erdig-modrigen Geruch wandelt es sich vor unseren Augen zum Abfallprodukt.
Dünger für das nächste Jahr
Aus Sicht der Natur ist das Laub nun tatsächlich zum Abfallprodukt geworden und zwar zum ausgesprochen wichtigen. Es fungiert als Dünger für die kommende Wachstumsphase. Wie man den besten Humus erzeugt, das macht die Natur uns vor, überall im Wald, in Parkanlagen und unter der Gartenhecke. Das abgefallene Laub bildet eine langsam verrottende Schutzschicht für den darunterliegenden Boden. Es versorgt die Pflanzengemeinschaft im kommenden Jahr mit lebensnotwendigen Nährstoffen für den Neuaustrieb. Es ist also sehr sinnvoll, das Laub nicht als „Abfallmaterial“ zu betrachten, sondern als wertvollen Dünger, den man am besten an Ort und Stelle seine Arbeit tun lässt.
Praktische Tipps
Viel zu viel Zeit und Arbeit investieren wir, um alles Laub zusammenzukehren, von der Wiese zu rechen und womöglich zur Entsorgung abzutransportieren. Im besseren Fall landet es zumindest auf dem eigenen Kompost. Besser, wenn es noch andere gute Dienste erfüllt.
Wer sein Gartenbeet mit einer dicken Laubschicht über den Winter abdeckt, spart sich den Dünger im kommenden Jahr und wird über die Vielzahl an Regenwürmern erstaunt sein.
Laub isoliert und düngt
Auch ein neues Beet könnt ihr viel leichter anlegen, wenn ihr die Stelle mit einer dicken Laubschicht über den Winter bedeckt. Im Frühjahr habt ihr leichtes Spiel, die Grasnarbe zu entfernen. Und einen Düngevorsprung bietet diese Methode obendrein. Unter Hecken verteilt, düngt es auch diese fürs neue Jahr. Dicke Laubhaufen bieten Igeln und anderen Tieren Unterschlupf in der kalten Jahreszeit. Zudem überstehen alle frostempfindlichen Pflanzen den Winter unter einer dicken Laubschicht viel besser. Auf Laubbläser und Laubhäcksler könnt ihr dabei getrost verzichten, ganz zugunsten der Humuserzeuger.
In einer Handvoll Erde wuselt es
Schaut euch bei Gelegenheit eine Handvoll gut genährten Gartenbodens genau an. Ihr könnt euch des Eindrucks nicht erwehren, eine eigene Welt in Händen zu halten. Mit bloßem Auge erkennt ihr Regenwürmer, Tausendfüßler und Asseln. Wer sich die Mühe macht und noch näher hinschaut, der wird sehr überrascht sein von der Vielfalt winzigster Bodenaktivisten. Ein Blick durchs Mikroskop zeigt, dass die Zahl der Lebewesen in einer Hand voll Erde gewaltig ist. Tausende von Milben, Springschwänzen und Geißeltierchen bis zu mehrere Billionen Bakterien und Pilzen sind in dieser einen Hand voll Erde aktiv.
Aus Laub wird wertvoller Humus
Wie wichtig guter Boden ist, drückt sich ehrfürchtig aus, wenn vom „Mutterboden“ die Rede ist. Dahinter steckt das Bewusstsein, dass diese wenige Zentimeter bis mehrere Meter dicke Schicht aus kostbarem Humus Mensch und Tier auf der ganzen Erde ernährt. Lassen wir also lieber die Spezialisten ans Werk, frei nach dem Motto „Alles Gute kommt von unten“. Mikroben und Kleintiere leisten ganze Arbeit. Sie erzeugen aus „Abfällen“ besten Humus, indem sie das gefallene Laub in seine Bestandteile wie Zellulose, Lignin und Mineralstoffe zerlegen. Sparen können wir uns dann die Zeit der hektischen Aufräumarbeit auf unseren Beeten und Rabatten, um in die Gartenplanung fürs nächste Jahr einzusteigen. In der frohen Erwartung, dass ein gesundes Stückchen Erde unter der Laubschicht völlig ohne unser Zutun gedeiht und wir im nächsten Jahr das frische „Grün“ der Natur und gute Ernteerträge genießen können.
Viel Freude in der Natur!
(Text: Monika Wurft, Fotos: Monika Wurft, Stefan Dangel, pixabay)
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