Es ist fünf vor zwölf: Das drastische Insektensterben hat viele aufgerüttelt. Was mit dem Projekt „Blühender Naturpark“ in den Schwarzwälder Naturparken schon seit einigen Jahren erfolgreich angelaufen ist, wird nun mit Unterstützung der Landesregierung auf alle sieben baden-württembergischen Naturparke ausgeweitet. Startschuss war am 16. Februar 2018 das „Forum Bienenweide“ in Gengenbach.
Mehr Wohnungen und Futter für die Insekten
Die Naturparke sollen blumenbunt werden. Das bedeutet aber nicht nur eine Aufwertung der Landschaft, sondern ist überlebenswichtig für die Artenvielfalt von Blühpflanzen, Insekten und Vögeln. Vor allem Wildbienen, Schmetterlinge und andere Bestäuberinsekten gilt es zu schützen und ihnen wieder mehr Lebensraum und Nahrungsgrundlagen zu schaffen.
Jeder Quadratmeter zählt!
Deshalb ist das Ziel, in den Naturparken nach und nach möglichst viele Flächen mit heimischen Wildblumen einzusäen. Im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord haben bereits 30 Städte und Gemeinden Flächen zur Verfügung gestellt. Wir wollen weitere Gemeinden, aber auch Unternehmen, Landwirte, Unternehmen und Privatpersonen gewinnen, das Projekt zu unterstützen. Sie könnten Brachflächen, Ausgleichsflächen, (zu) oft gemähte Grünanlagen, Acker- und Straßenrandstreifen, Teile des eigenen Gartens oder auch nur einen Pflanzkübel auf dem Balkon mit heimischen Wildblumen bepflanzen oder bepflanzen lassen. Wer diese Möglichkeiten nicht hat, kann als Blumenwiesenpate das Projekt finanziell unterstützen.
„Insekten stehen im Mittelpunkt“
Die Landesregierung hat nun aus ihrem „Sonderprogramm des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ den sieben Naturparken im Ländle 370.000 Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt. Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL überreichte am 16. Februar 2018 auf der Fachtagung „Forum Bienenweide“ in Gengenbach vor 160 Teilnehmern einen symbolischen Zuwendungsbescheid an Karl-Heinz Dunker, den Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Unser Naturpark hat die Federführung bei dem landesweiten Projekt übernommen. „Unser Biodiversitätsprogramm stellt die Insekten in den Mittelpunkt“, sagte der Minister.
Für die Insekten ist die Zeit nach der Ernte wie Winter
Die Ursachen für das Insektensterben sind noch nicht genau untersucht. Doch Tatsache ist, dass durch den zunehmenden Flächenverbrauch, die hocheffiziente Landwirtschaft und Pflanzenschutzmittel die Lebensräume für Wildpflanzen, Insekten und Vögel stark zurückgegangen sind. So gibt es zu wenig Futter für Insekten und Vögel. Zum Beispiel ist auf dem Ackerland die Zeit nach der Ernte fast wie Winter – nichts blüht mehr.
Engmaschiges Netz an Blühflächen notwendig
Umso wichtiger ist es, gegen das Insektensterben ein möglichst dichtes Netz an blühenden Flächen zu schaffen. Die müssen nicht riesengroß sein, wichtig ist, dass die Insekten nicht zu lange Wege bis zum nächsen Futterplatz haben. Auch für den genetischen Austausch ist das bedeutsam. Nicht alle Insekten fliegen wie die Honigbiene bis zu drei Kilometer weit. Einige Wildbienenarten bewegen sich ihr Lebenlang in einem Umkreis von 100 bis 500 Metern.
Die Imker kennen sich am besten aus
Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord arbeitet beim Projekt „Blühender Naturpark“ eng mit dem Landesverband Badischer Imker zusammen. Dessen Obmann Manfred Kraft ist Experte für Wildblumen und Insekten. „Wir Imker haben ein Eigeninteresse am Wohlergehen aller Bienen. Wir kennen ihre Lebensweise und Anforderungen. Wir wissen, wie wichtig die Artenvielfalt ist und fühlen uns für alle Insekten verantwortlich.“
Die richtigen Blumensamen am richtigen Ort
Kraft ist auch zentraler Ansprechpartner für alle, die größere Flächen einsäen wollen. „Wir begutachten die Flächen und besorgen das passende Saatgut“, sagt der Imker. Zum Projekt gehört auch, für alle Naturparkregionen des Landes geeignete, gebietstypische Saatenmischungen zusammenzustellen. Das „Regio-Saatgut“ wird im Idealfall im selben Postleitzahlengebiet gezüchtet, in dem es später ausgesät werden soll. Denn es soll dem örtlichen Klima und den Bedürfnissen der dortigen Insekten optimal entsprechen. Ganz wichtig: Es muss sich um mehrjährige Blühpflanzen handeln, die Flächen sollen sich über einen längeren Zeitraum entwickeln können, um den Insekten auch das Überwintern im Boden und in den Stängeln zu ermöglichen.
Aufklärung von Kindesbeinen an
Neben dem Artenschutz ist das zweite große Ziel des Projekt die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Das beginnt schon bei den Kleinsten. In den Städten und Gemeinden werden regelmäßig Kindergärten und Grundschulen ins örtliche Blumenwiesenprojekt einbezogen. Die Kinder helfen beim Vorbereiten der Fläche und vor allem beim Einsäen. Danach helfen sie bei der Pflege und beobachten, wie alles sprießt, gedeiht und blüht. Gleichzeitig lernen sie vieles über die Pflanzen, die Insekten und ihre Entwicklungen. Außerdem stellt der Naturpark Schilder auf, die erklären, was hier passiert. Denn es ist Geduld gefragt, bis es etwas zu sehen gibt. Nicht alle der mehrjährigen Pflanzen blühen schon im ersten Jahr.
Auch ihr könnt etwas gegen das Insektensterben tun!
- Ihr habt einen Garten? Vielleicht könnt ihr eine Ecke oder mehr für eine bunte Wiese mit heimischen Blumen „opfern“.
- Blumensamen in kleineren Mengen bekommt ihr bei uns in unserer Geschäftsstelle oder in unserem Online-Shop.
- Ihr habt eine größere Fläche, vielleicht ein Firmen- oder Vereinsgelände „übrig“? Dann beraten wir euch gerne unter Tel. 07223/957715-0 oder per E-Mail: info@naturparkschwarzwald.de.
- Es geht auch ganz klein: Pflanzkübel oder Blumenkästen auf dem Balkon können auch mit heimischen Blühpflanzen bestückt werden, zum Beispiel mit dem vielblütigen Zierlauch.
- Wer nicht selbst aussäen kann oder möchte, kann Blumenwiesenpate werden! Es gibt diese Patenschaften für Einzelpersonen, Familien und Unternehmen. Nähere Infos hier.
- Weitere Informationen zum Projekt „Blühender Naturpark“ findet ihr auch hier auf dem Blog.