Eine auffällige und doch nicht oft genug gesehene Pflanze ist in diesem Jahr Blume des Jahres: der Große Wiesenknopf. Leider gehen seine Bestände zurück und sein Zuhause ist bedroht. Die Loki Schmidt Stiftung kürt in jedem Jahr nicht nur eine gefährdete Blumenart, sondern will auch gleichzeitig auf ihren bedrohten Lebensraum aufmerksam machen.
Bei bunten Wildblumenwiesen denken wir unwillkürlich an Summen und Brummen, an Schmetterlinge, Bienen, Libellen, Grashüpfer und zahlreiche andere Insekten. Besonders wohl fühlen diese sich auf extensiv genutzten, artenreichen Wiesen. Doch dieses schonend genutzte Grünland ist in den letzten 50 Jahren massiv zurückgegangen. Für den Großen Wiesenknopf bieten insbesondere Feucht- und Nasswiesen eine wichtige Lebensgrundlage. Das gilt auch für viele andere Pflanzen- und zahlreiche Tierarten. Sie sind auf den Blüten-und Strukturreichtum des Grünlands angewiesen.
Zu wenig extensiv genutzte Wiesen
Die Landwirtschaft hat allzu häufig die klassische Heugewinnung auf solchen Wiesen aufgegeben. Denn für die heutigen Verhältnisse sind sie zu unwirtschaftlich. Oft ist auch die maschinelle Bewirtschaftung zu schwierig. Stattdessen legten Bauern Feucht- und Nasswiesen trocken, beweideten sie intensiv oder gaben die Nutzung ganz auf. Im letzteren Fall ist die Folge, dass Pionierpflanzen wie Schilf, Adlerfarn, Hochstauden oder Gebüsch das Terrain erobern. Keine Chance also für die bunten Wildblumen, die als Nahrungsgrundlage für viele Insekten, besonders auch für die gefährdeten Wildbienen dienen. Und die Insekten wiederum fehlen den Feld- und Wiesenvögeln wie Lerche, Wiesenpieper oder Kiebitz.
Kulturlandschaft ist auch Naturlandschaft
Die Loki Schmidt Stiftung möchte mit der Wahl des Großen Wiesenknopf die komplexen Probleme der intensivierten Grünlandwirtschaft ins Blickfeld rücken. Als Teil der traditionellen Kulturlandschaft sind diese Lebensräume zwar weitgehend menschengemacht, haben sich aber über Jahrtausende zu einem festen, artenreichen und schützenswerten Naturraum nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Mitteleuropa entwickelt. Diese zu schützen und zu bewahren, sehen wir wie alle Naturparke als zentrales Ziel unserer Arbeit. Was Wiesen mit heimischen Wildblumen betrifft, engagieren wir uns intensive mit unserem Projekt „Blühender Naturpark“. Dazu könnt ihr hier im Blog und auf unserer Homepage viel erfahren.
Das ist der Große Wiesenknopf
Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) gehört zur Familie der Rosengewächse. Diese krautige Pflanze gilt als ausdauernd – sofern der Lebensraum vorhanden ist. Er wird von 30 bis zu 120 Zentimentern groß. Seine Blätter sind grund- und wechselständig am runden, gerillten und kahlen Stängel angeordnet. Die Laubblätter haben Stiele und sind mit drei bis sechs Fiederpaaren versehen. Die aufrechten auffällig dunkelroten Blütenstände sind einen bis sechs Zentimeter lang. Rund 20 bis 40 kleine Blüten bilden einen Blütenstand. Sie blühen nacheinander von oben nach unten auf. Meist sind sie von rotbrauner, purpurner Farbe, können aber auch rosa oder weiß sein. Der Große Wiesenknopf kommt in ganz Eurasien vor. Die Blütezeit und Fruchtreife liegen zwischen Juli und November.
Schmetterlinge haben sich auf die Blume des Jahres spezialisiert
Wichtig ist die Blume auch für zwei Schmetterlingsarten: den Dunklen und den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Diese Falter legen ihre Eier auf den noch ungeöffneten Blütenköpfen ab. Wenn die Raupe schlüpft, frisst sie sich einen Gang durch die Blütenspindel. Diesen spinnt sie mit Seide aus, damit der Blütenkopf nicht auseinanderfällt. Sie ernährt sich nur anfangs von ihrer Wirtspflanze, dann lässt sie sich von einer Ameisenart adoptieren. So erklärt sich der Name des Falters.
(Fotos: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt/pixelio.de, J. Denstorf, Karin Rollett-Vlcek, Angelica Jerzewski, Hermann Timman, pixabay: jggrz, GoranH, Little Thought)
25.5.2021