Heute begeben wir uns mit unserer Kräuterfrau Monika Wurft trotz winterlicher Temperaturen auf die Suche nach einem duftenden Kraut. Der Feld-Thymian hat seinen Haupteinsatz in der kalten Jahreszeit. Wohl dem, der für Hausapotheke und Küche vorgesorgt hat.
Ich erfreue mich immer wieder an den erstaunten Gesichtern, wenn sich bei einer Kräuterführung, ob im Sommer oder im Winter, auf eine Magerwiese ein mediterraner Duft zu unseren Füßen ausbreitet. Beim genaueren Betrachten kommen die meisten gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, da sie zum ersten Mal den bei uns heimischen Feld-Thymian, Thymus pulegioides, richtig wahrnehmen. Mit Minze, Salbei, Lavendel, Bohnenkraut und Zitronenmelisse repräsentiert er die duftende Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Der „wilde Bruder“ des Echten Thymians ist euch vielleicht unter Namen wie Breitblättriger Thymian, Arznei-Thymian, Milder Thymian oder Gewöhnlicher Thymian bekannt. Am geläufigsten ist er jedoch unter dem Namen Quendel oder Quendel-Thymian.
Hier gedeiht der Feld-Thymian
Feld-Thymian wächst meist flächendeckend an warmen, sonnigen Böschungen, auf mageren Wiesen, warmen Mauerkronen, trockenen Wegrändern und auf Almwiesen. Mit seinen vierkantigen Stängeln und den kleinen dunkelgrünen lanzettlichen Blättern ist der Bodendecker in der Wiese nicht zu übersehen. Vor allem in der Zeit von Juni bis September stechen die üppig blühenden Polster besonders ins Auge. Seine kleinen, duftenden, purpur-rosafarbenen Blütenköpfchen setzen sich aus vielen kleinen Lippenblüten zusammen und sind wahre Bienenmagnete.
Im Garten gepflanzt wird meist der Echte Thymian (Thymus vulgaris). Sicherlich ziert er auch euren Kräutertopf oder wächst im Kräutergarten. Der Echte Thymian wird als sogenannter verholzter Zwergstrauch bis zu 40 Zentimeter hoch. Seine spitzen, graugrünen Blätter sind filzig behaart und im Sommer an den Rändern zum Schutz vor Sonne eingerollt.
Thymian steht für die mediterrane Küche und findet sich gemeinsam mit Oregano als getrocknetes Gewürz für Tomatensoße und Pizza sicher auch in eurem Gewürzregal. Im Gegensatz zum Feld-Thymian kommt der Echte Thymian in Deutschland allerdings nicht wildwachsend vor, er stammt aus dem Mittelmeerraum und muss wegen einer gewissen Frostempfindlichkeit nach manch strengen Wintern neu gepflanzt werden.
Natur- und Gartentipp
Der bei uns wildwachsende Feld-Thymian hingegen ist winterhart und damit pflegeleichter. Er lässt sich sogar als duftender Rasen heranziehen, der sich betreten lässt. Damit schafft ihr hervorragende Futterplätze für Wildbienen und andere Insekten. Barfußlaufen bei Sonnenschein ist auf solch einer Wiese allerdings nicht zu empfehlen, sonst tretet ihr noch auf ein stechendes Insekt. In gut sortierten Kräutergärtnereien wird der Feld-Thymian mittlerweile zum Anbau im eigenen Garten angeboten.
Gerade im Winter darf Thymian in der Hausapotheke nicht fehlen
Als Heilpflanze wird der Feld-Thymian, genauso wie der Echte Thymian, hauptsächlich wegen seiner ätherischen Öle geschätzt. Doch auch seine Gerbstoffe, Harze, Bitterstoffe, Flavonoide, Saponine sowie Rosmarin- und Kaffeesäure sind in ihrer Wirkung unbestritten.
Thymian war 2006 die Heilpflanze des Jahres und wird schon seit alters her als Tee, Tinktur, Öl, Hustensaft, Sirup, Salbe, in Bädern, zum Inhalieren und als Umschlag und als Brustwickel vielseitig eingesetzt. Seine große Wertschätzung für das Multitalent Thymian als „Antibiotikum des armen Mannes“ drückt der Volksmund in dem Satz aus: „Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt!“. Denn er stärkt als Phytobiotika die Abwehrkräfte und wirkt hemmend auf das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen. Ein starkes Immunsystem ist gerade im Winter besonders wichtig.
Aufgrund dieser keimhemmenden, krampflindernden und schleimlösenden Wirkung könnt ihr ihn bei Husten, Bronchitis, Keuchhusten und Asthma verwenden. Thymian lindert krampfartigen Husten, verflüssigt den Schleim und fördert den Auswurf bei festsitzendem Husten. Thymian hat sich zudem zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum bestens bewährt. Darüber hinaus wirken sich seine Inhaltsstoffe positiv bei Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit aus.
Äußerlich lässt sich Thymian in Form von Umschlägen bei rheumatischen Beschwerden und zur Wundbehandlung verwenden und ein Thymianbad ist bei Erschöpfungszuständen hilfreich. Dieses breite Wirkspektrum zeigt, dass die Heilpflanze Thymian als geniales Vielstoffgemisch in keiner Hausapotheke und in keiner Küche fehlen sollte! Der griechischen Arzt Hippokrates, drückt es schon 400 v. Chr. in seinem berühmten Zitat „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ wunderbar aus.
Thymian-Ernte
Der beste Erntezeitpunkt für den Wintervorrat oder die Herstellung von Würzmischungen ist ab Juni mit Blühbeginn, denn dann ist der Gehalt an ätherischen Ölen im Thymian am höchsten. Die Triebspitzen werden dazu in der Mittagszeit und bei trockenem Wetter abgeschnitten und als Ganzes getrocknet. Erst bei Bedarf zerkleinert ihr davon so viel, wie ihr direkt verbraucht. Da Thymian nachwächst, könnt ihr ein zweites Mal spätestens im August ernten. In der Blütezeit, die bis in den September dauert, könnt ihr auch die Blütenköpfchen laufend frisch ernten und Blättchen und Blüten als gesundes Würzkraut und Augenweide in Salaten, Kräuterbutter, Kräuterquark, Salatdressings, Suppen, Kräuterbutter und -quark sowie Eierspeisen und vielem mehr verwenden.
Falls ihr nun nicht genügend für den Winter vorrätig habt, sollte ihr trotzdem nicht auf den vielseitigen Thymian verzichten. In Apotheken könnt ihr getrockneten Thymian in eurer Wunschmenge besorgen. Bereits ab März könnt ihr wieder auf die zarten Triebspitzen und Stängel frisch zurückgreifen und im kommenden Sommer einen Vorrat für den Winter anlegen.
Rezepte mit Feld-Thymian
Thymiantinktur
Zehn Gramm Thymiankraut übergießt ihr in einem Glas mit 100 Millilitern 45-prozentigem Alkohol und lasst den Ansatz drei Wochen lang ausziehen. In dieser Zeit schüttelt ihr das Ganze ab und zu, gießt dann ab und füllt die Tinktur in kleine Pipettenflaschen um. Verwendung dreimal täglich 20 Tropfen, bei akuten Beschwerden bis zu sechsmal täglich 20 Tropfen. Diese Tinktur ist verdünnt in einem Glas Wasser zum Gurgeln bei Halsschmerzen und Entzündungen der Mundschleimhaut oder pur als Einreibung bei Rheuma, Muskel- und Nervenschmerzen hilfreich.
Thymian-Hustentee
Einen Teelöffel Thymiankraut übergießt ihr mit einem Viertelliter kochendem Wasser, lasst den Sud zugedeckt zehn Minuten ziehen und seiht ihn dann ab. Drei- bis viermal täglich eine Tasse trinken. Diesen Tee könnt ihr auch für Umschläge und Bäder verwenden.
Tipp: Speziell für einen Erkältungstee könnt ihr Thymian zudem mit Holunder- und Lindenblüten und Spitzwegerich kombinieren.
Thymian zum Inhalieren
Frischen oder getrockneten Thymian rebelt ihr in eine Schüssel und übergießt ihn mit kochendem Wasser. Bei Husten und Schnupfen haltet ihr den Kopf über die Schüssel und bedeckt euch mit einem Handtuch. Den heißen Dampf könnt ihr gute zehn Minuten lang einatmen.
Erkältungsbalsam
Zutaten: 50 Gram Butter, ein Büschel feingehacktes Thymiankraut.
Butter vorsichtig schmelzen, den Thymian in die geschmolzene Butter geben und 15 Minuten bei niedriger Temperatur ausziehen lassen, nicht frittieren. Dann das Ganze durch ein Sieb abgießen und die Thymianbutter in ein Cremetöpfchen füllen und abkühlen lassen.
Tipp: Zum Einreiben auf Brust und Rücken könnt ihr den Balsam auch bei Kleinkindern verwenden. Er ist nicht lange haltbar, dafür schnell hergestellt. Tolle Sache, wenn sich eine Erkältung ankündigt und die Hausapotheke leer ist.
Würzöl
Frisches oder getrocknetes Thymiankraut mitsamt den Blüten in eine Flasche oder mehrere kleine Gläschen füllen und mit Öl übergießen. Lasst das Öl zirka vier Wochen ausziehen. Danach gießt ihr es ab und gebt einen frischen Zweig oder einige Blütenköpfchen zur Dekoration ins fertige Öl. Tipp: Dieses Öl eignet sich einerseits als Salat- und Würzöl in der Küche, andererseits als Einreibung bei rheumatischen Beschwerden und Muskelverspannungen. Als Geschenkidee und Mitbringsel kann ich es euch ebenfalls empfehlen.
Thymian-Gewürzmischung
Zutaten: Fünf Gramm Thymian, zwei Gramm Rosmarin, ein Gramm Wermut, zwölf Gramm Salz.
Die getrockneten Kräuter zerreibt ihr fein, mischt sie mit dem Salz und füllt sie in einen Salzstreuer. Tipp: Diese leckere Mischung ist zudem hilfreich bei Verdauungsproblemen. Probiert eure eigenen Mischungen aus, frei nach dem Motto: quer durch den Garten und die Wiese auf den Tisch.
Viel Freude am Thymian wünscht Monika Wurft!
Mehr Kräuterwissen gibt’s im Buch von Monika Wurft:
Monika Wurft, Mein Wildkräuterbuch, 2. Auflage März 2020, Ulmer-ISBN: 978-3-8186-1123-1
Noch mehr Kräuterwissen findet ihr HIER auf dem Blog.
(Text und Fotos: Monika Wurft)
15.12.2023