Es regnete und stürmte an diesem 6. August, das Thermometer bewegte sich um die zwölf Grad. Doch auf dem Biolandhof Reiser in Straubenhardt ließen sich die 200 Gäste des Naturpark-Brunch den Genuss nicht verderben. Sie kamen in Reisers restlos ausverkaufte große Lagerhalle am Waldrand, in der lange Tischreihen festlich eingedeckt waren. Auch Prominenz war gekommen, nicht zuletzt, um Horst Reiser und sein Team zum Naturpark-Partner auszuzeichnen.

Der Biolandhof Reiser ist seit 2008 – und damit von Beginn an – beim Naturpark-Brunch auf dem Bauernhof dabei. Er engagiert sich auch bei weiteren Naturpark-Projekten. Seit 1990 ist er anerkannter Biolandbetrieb. Seit 1991 fungiert er als Demonstrationsbetrieb für ökologischen Landbau. 2009 erhielt der Biolandhof Reiser den Tierschutzpreis Baden-Württemberg. Für die Bedeutung regionaler Produkte sensibilisiert die Familie Reiser zudem als Ferienhof.

So ist es nicht verwunderlich, dass der Biolandhof Reiser ist am Sonntag vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord im Rahmen des Naturpark-Brunchs als Naturpark-Partner ausgezeichnet worden ist. Mit dem Titel Naturpark-Partner zeichnet der Naturpark Unternehmen und Institutionen aus, die sich in den Bereichen Nachhaltigkeit, Kulturlandschaft, Kommunikation und regionale Vernetzung besonders engagieren.

Naturpark-Partner erst für zwei, dann für fünf Jahre

Das Prädikat „Naturpark-Partner“ wird zunächst für zwei Jahre verliehen. Wollen der Naturpark und der jeweilige Betrieb weiter zusammenarbeiten, zeichnet der Naturpark diesen für weitere fünf Jahre aus. Der Biolandhof Reiser ist der fünfte Naturpark-Partner. Zum Partner-Netzwerk gehören auch die Weingüter Schloss Neuweier (Baden-Baden) und Kopp (Sinzheim) sowie die Imkerei Cum Natura (Bühl) und die Bäckerei Waidele (Hausach).

Als Höhepunkt der Talkrunde beim Brunch auf dem Bauernhof überreichte der Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker, die Partnerplakette an den Senior-Chef des Biolandhofs Reiser, Horst Reiser, sowie an seine Schwiegertochter und die Betriebsleiterin des Hofes, Katharina Reiser. „Das Team um Horst und Katharina Reiser trägt mit seiner Arbeit in besonderem Maß dazu bei, unsere schwarzwaldtypische Kulturlandschaft und deren kulinarische Vielfalt zu erhalten“, erklärt Dunker bei der feierlichen Übergabe auf dem Biolandhof den Brunch-Gästen. „Mit der Auszeichnung zeigen wir, dass wir uns aktiv für eine nachhaltige Entwicklung der Region und ihrer Wertschöpfungsketten einsetzen. “

„Konsens zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft“

Horst und Katharina Reiser freuen sich über die Auszeichnung zum Naturpark-Partner. „Wir wollen den Konsens zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft wieder herstellen. Dabei geht es darum, nicht nur zu produzieren, sondern auch eine nachhaltige Landwirtschaft zu leben und zu verinnerlichen“, erklärt Horst Reiser. „Indem wir zeigen, wie wir die Lebensmittel herstellen, stärken wir die Landwirtschaft und das Verständnis in der Gesellschaft.“ Die Nachfolgegeneration mit Schwiegertochter Katharina als Betriebsleiterin und Sohn Silvan führt den Biolandhof weiter. „Man darf nicht nur die Probleme in der Landwirtschaft sehen, sondern man muss etwas tun.  Es gibt so viele Möglichkeiten. Wenn man es in die Hand nimmt, dann macht es auch Spaß“, sagt Katharina Reiser.

Für regionale Lebensmittel sensibilisieren

Von Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk überbringt die Ministerialdirigentin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Isabel Kling, Grüße auf dem Naturpark Brunch. Hauk besuchte zeitgleich im Naturpark Neckartal-Odenwald eine ähnliche Veranstaltung. „Heute haben im ganzen Land sehr viele Höfe ihre Türen und Tore geöffnet, damit Verbraucher/innen in der ‚Gläsernen Produktion‘ erleben können, wie die Landwirtschaft Biodiversität auf den Teller bringt“, sagt Kling beim Brunch auf dem Biolandhof Reiser in Straubenhardt. „Wir wollen die Menschen zusammenbringen und über ausgewogene und regionale Ernährung informieren und darüber, wo sie lokal und regional einkaufen können – zum Beispiel mit unserer Kampagne ‚Natürlich. Von Daheim‘. Hier sind die Naturparke ein sehr großer und sehr wichtiger Partner für uns.“

Holger Nickel, Dezernent für Landwirtschaft, Forsten und öffentliche Ordnung im Enzkreis, ergänzt: „Mit der Gläsernen Produktion möchten wir das Vertrauen in die Landwirtschaft stärken. Die Verbraucher/innen spielen eine entscheidende Rolle: Alles, was wir essen, stammt von hier. Wer regional einkauft, hilft der Region und trägt dazu bei, die Wertschöpfungsketten zu erhalten. „Beim Thema nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung sind wir mit Familie Reiser ganz nah am Idealbild“, lobt auch der Bürgermeister der Gemeinde Straubenhardt, Helge Viehweg. „Der Bioland-Betrieb setzt wenig Pflanzenschutzmittel ein, sorgt für einen naturnahen Kreislauf, ist gut vernetzt in der Region und zeigt, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen kann.“

Nachhaltiges Engagement des Biolandbetriebs Reiser

Über verschiedene Wege der Direktvermarktung gelangen die Produkte des Biolandhofs an die Endverbraucher/innen. So auch über zwei Verkaufsautomaten, die unter anderem den Feriengästen zur Verfügung stehen. Die Schwerpunkte des landwirtschaftlichen Familienbetriebs liegen in der artgerechten Tierhaltung und einer abwechslungsreichen Pflanzenproduktion. Auf den Äckern wachsen fast alle Getreidesorten sowie Kartoffeln, Linsen, Gemüse und Futter für die Tiere. Dabei achten die Reisers auf eine ausgewogene Fruchtfolge. Zudem stehen auf 90 Hektar Fläche rund 800 Streuobstbäume.

Die Rinder werden gemeinsam im Herdenverbund mit den Mutterkühen auf der Weide gehalten, die Mastschweine in einem geräumigen Offenstall. Die Legehennen leben in einem Weide-Mobil und die Bruderhähne werden direkt auf dem Hof aufgezogen. Es gibt eine Pferdepension mit Weidegang. In ihrem Freiland-Solarpark halten die Reisers Schafe, Ziegen und Lamas. Die Biolandhof verfügt über eine Hackschnitzelanlage, die mit heimischem Brennholz betrieben wird. Den Strom beziehen sie ganzjährig aus der eigenen Fotovoltaikanlage.

Darum geht es beim Netzwerk der Naturpark-Partner

Das Naturpark-Partnerprogramm ist ein bundesweites Konzept des Verbands Deutscher Naturparke (VDN). Es richtet sich an erzeugende und handwerkliche Betriebe wie etwa landwirtschaftliche Betriebe mit Direktvermarktung, Weingüter, Bäckereien, Metzgereien sowie andere Organisationen und Institutionen in der Naturpark-Kulisse. Voraussetzung ist, dass sie mit ihrer Arbeit zu einer nachhaltigen Entwicklung der Region beitragen und weitere Ziele des Naturparks wie Umwelt- und Artenschutz unterstützen.

Das Partnerprogramm ist für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Der Naturpark unterstützt die Partnerbetriebe, indem er sie in seine Kommunikations-Kanäle einbindet und so ihren Bekanntheitsgrad steigert. Gleichzeitig vernetzen und stärken sich die Partnerbetriebe untereinander. Landschaftspflege, kurze Transportwege bei der Vermarktung und regionale Wirtschaftskreisläufe kommen der Umwelt und dem Klima zugute.

Diese Kriterien erfüllen die Naturpark-Partner

• Sie erhalten, pflegen und werten die für den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord typische Kulturlandschaft auf.
• Sie sichern die biologische Vielfalt.
• Sie wirtschaften nachhaltig und gehen schonend mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen um.
• Sie stärken regionale Wertschöpfungsketten.
• Sie setzen sich für den Klimaschutz in der Region ein.
• Sie erfüllen weitere branchenspezifische Kriterien.

Hintergrund: Der Naturpark-Brunch auf dem Bauernhof

Der Brunch auf dem Bauernhof soll Einheimische wie Gäste dafür sensibilisieren, wie wertvoll heimische Lebensmittel sind. „Dabei geht es darum, für bäuerliche Traditionen und faire Preise für heimische Produkte zu werben. Denn die bäuerlichen Strukturen prägen das Landschaftsbild im nördlichen und mittleren Schwarzwald“, erklärt der Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker. Beim Brunch auf dem Bauernhof bringt der Naturpark die Menschen mit der Landwirtschaft zusammen. Die Veranstaltung findet seit 2008 immer am ersten Augustwochenende auch in den Naturparken Südschwarzwald, Neckartal-Odenwald, Stromberg-Heuchelberg und Schönbuch statt.

(Fotos: Stefan Dangel/Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)

7.8.2023