Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord setzt sich intensiv für das gefährdete Auerhuhn ein. So wirken beispielsweise bei unserem Projekt „Herzenssache Natur“ jedes Jahr viele ehrenamtliche Helfer mit, um für den Charaktervogel des Schwarzwalds Lebensräume zu schaffen und zu erhalten. Höchste Zeit für ein Tierporträt – was ist das überhaupt für ein Vogel?
Gigant unter den Hühnern
Das Auerhuhn ist der größte Hühnervogel Europas. Der Hahn kann bis zu einem Meter groß werden, die Henne bis zu 60 Zentimeter. Es benötigt als Lebensraum lichte Wälder mit Freiflächen und Totholz, in denen seine Hauptnahrungsquelle, die Heidelbeere, gut gedeiht. Wegen seiner Größe ist das Auerhuhn kein exzellenter Flieger, auch deshalb sollten die Bäume nicht zu dicht stehen. Es hält sich hauptsächlich am Boden auf, nur zum Schlafen flattert es auf die Äste von Bäumen. Auerhühner fressen nicht nur die Heidelbeeren, sondern fast die ganzen Sträucher, vor allem die Triebe, Blätter und Blüten – bis zu zwei Kilogramm täglich.
Notrationen im Winter
Im Winter stellen sie ihre Nahrung um auf Kiefernnadeln, am liebsten von der Bergkiefer. Im Notfall weichen sie auch auf Tannen- und Fichtennadeln aus. In ihrem Muskelmagen befinden sich zahlreiche Steinchen, mit denen die karge Nahrung zerrieben wird. Da Kiefernnadeln nicht sehr nahrhaft sind, ist es wichtig, dass die Vögel im Winter nicht gestört werden. Müssen sie fliehen, verbrauchen sie zu viel Energie. Das kann im Extremfall tödlich sein, wenn sie nicht genügend Kalorien zu sich nehmen können.
Gruppenbalz im Frühjahr
Beeindruckend ist die Auerhahnbalz im März und April. Dazu versammeln sich einige Auerhähne an bestimmten Balzplätzen und versuchen, die Auerhennen mit ihrem Imponiergehabe zu beeindrucken. Ihr Balzgesang klingt für menschliche Ohren in etwa wie das Schleifen einer Sense und das Ploppgeräusch beim Entkorken einer Weinflasche. Nach dem Gesang vollführen sie einige Flattersprünge. Und wenn dann noch nicht klar ist, wer der Hahn im Korb ist, kämpfen sie gegeneinander. Zu Verletzungen kommt es selten. Die Hennen suchen sich dann ihren Traumpartner aus, mit dem sie eine Familie gründen möchten.
Brut und Aufzucht der Jungen in Heimlichkeit
Um das Ausbrüten der sechs bis acht Eier und um die Brutpflege kümmert sich ausschließlich die Auerhenne. Sie ist sehr gut getarnt und völlig geruchlos, damit sie von natürlichen Feinden wie Marder und Fuchs beim Brüten am Boden nicht so leicht aufgespürt werden kann. Das Nest baut sie aus Nadeln, Rindenstückchen, Laub, Gräsern, Moosen und Farnen. Die Küken schlüpfen nach vier Wochen und wiegen rund 35 Gramm. Die Jungen sind Nestflüchter und beginnen sofort mit der Nahrungssuche. Sie fressen vor allem Würmer, Maden und Insekten. Nur mit diesem eiweißreichen „Kraftfutter“ ist es möglich, dass sie ihr Gewicht in drei Monaten verhundertfachen. Sind die Küken dann groß genug, werden sie wie ihre Eltern zu „Veganern“.
Grundsätzlich sind Auerhühner sehr scheu. Während der Balz sind die Auerhähne allerdings ziemlich aggressiv und furchtlos, denn ihr Testosteronspiegel steigt dann auf das Hundertfache. Manchmal kommt es zu Begegnungen mit Menschen und wenn sie sich gestört fühlen, attackieren die Hähne auch.
Nehmt Rücksicht auf das Auerhuhn!
Vor allem im Winter sind die Vögel angewiesen auf ungestörte Rückzugsgebiete. Auch wenn m Schwarzwald noch einige Auerhühner leben, so sind die Vögel auch hier sehr gefährdet. Darum unsere große Bitte: Bleibt immer auf den Wegen und schlagt euch nicht ins Unterholz. Vor allem während der Brutzeit im April und Mai und solange die Küken klein sind, solltet ihr nicht die Heidelbeerfelder abgrasen, denn das bedeutet Stress für die Auerhühner.
Eine wichtige Aktion unseres Projekts „Herzenssache Natur“ ist die Habitatpflege des Auerhuhns. Zusammen mit unserem Partner, dem Städtischen Forstamt Baden-Baden, und vielen freiwilligen Helfern befreien wir jedes Jahr die Freiflächen im Baden-Badener Stadtwaldt von wuchernden Fichten und Sträuchern, um die Futterplätze der großen Vögel freizuhalten.
(Fotos: Shutterstock, Mark Metcalf/Shutterstock, Pixabay)