Heute schauen wir uns mit unserer Kräuterfrau und Schwarzwald-Guide Monika Wurft eine auffällige und faszinierende Pflanze genauer an: die Königskerze. Da sie erst im zweiten Jahr zum Blickfang wird, muss man im ersten Jahr genau hinschauen. Also Augen auf und los geht’s!
Suchen muss man die imposante Königskerze derzeit nicht, denn sie steht in voller Blüte. Jetzt macht sie ihrem Namen alle Ehre und thront majestätisch, kerzengerade und weithin sichtbar an sonnigen Wegrändern, Böschungen, Geröllhalden, auf Kahlschlägen oder an sonnenverwöhnten Stellen im eigenen Garten.
Daran erkennt ihr die Königskerze
Die als Wetterkerze, Lampenkraut, Fackel- oder Wollblume, Marien- und Donnerkerze bekannte Großblütige Königskerze, Verbascum densiflorum, gehört zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) und ist zweijährig. Das heißt, sie entwickelt im ersten Jahr nur eine Rosette mit lanzettlichen, wollfilzig-behaarten Grundblättern. Diese ist zwar stattlich, doch nicht weithin sichtbar.
Erst im zweiten Jahr schiebt sie ihren eindrucksvollen Blütenstand 1,50 bis zwei Meter hoch gen Himmel. In der Blütezeit, von Juli bis September, schmückt sie sich mit zahlreichen gelben, fünfzähligen Blüten, die in Büscheln gruppiert in den Blattachseln ihres kerzenartigen Blütenstands sitzen. Die Großblütige Königskerze trumpft mit drei bis vier Zentimeter großen Einzelblüten auf, die sich zuerst unten am Stängel öffnen. Dann wandert der Blütenflor langsam nach oben zur Spitze. Sogar verblüht ist die markante Kerze attraktiv. Wo sie nicht abgemäht wird, bleibt sie den ganzen Winter über stehen, sorgt mit vielen Samen für reichlich Nachkommen, sieht dekorativ aus und bietet Insekten Rückzugsorte.
Bärtig und „dichtblütig“
Interessante Rückschlüsse auf das Aussehen der Königskerze bietet auch ihr botanischer Name Verbascum densiflorum. Der Gattungsname „Verbascum“ leitet sich von barbascum, im Sinne von barba = Bart ab und bezieht sich auf den wolligen Pelz an den Staubgefäßen. Der Artname densiflorum setzt sich aus densis = dicht und florus= blütig zusammen, ein Hinweis also auf den dicht bestückten Blütenstand.
Weit verbreitet ist auch die Kleinblütige Königskerze, Verbascum thapsus, die in der Regel nicht ganz so hoch hinaus will. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 1,50 Meter und schmückt sich mit etwas kleineren Blüten, die je nach Standort 1,5 bis zwei Zentimeter im Durchmesser erreichen. Beide, die Großblütige und die Kleinblütige Königskerze, könnt ihr in der Volksheilkunde sowie der Kräuterküche jedoch gleich verwenden.
Königskerzenblüten haben es in sich
Ob nun die Großblütige Königskerze oder die Kleinblütige Königskerze, ihre gelben Blüten sind in der Heilkunde sehr geschätzt. Sie enthalten Schleimstoffe, Saponine, Flavonoide und Ätherische Öle. Wegen ihrer reizlindernden und Auswurf fördernden Wirkung werden sie bei Erkältungskrankheiten, Husten und Asthma, in Form von Tee, Sirup und Tinktur verwendet. In der Volksheilkunde werden die Blüten in Öl ausgezogen und zum Einreiben bei Nervenschmerzen, zur Narbenpflege, bei Verbrennungen und Hämorrhoiden eingesetzt.
Blütenernte
Da sich täglich immer wieder neue Blüten öffnen und die Blütenblätter am Nachmittag meist schon abfallen, erntet ihr Königskerzenblüten vormittags, bevor die Sonne zu stark scheint. Die Blüten könnt ihr frisch verwenden oder für den Wintervorrat trocknen. Zur Trocknung breitet ihr die zarten Blüten locker auf Trockensieben oder einem Leintuch aus. Da sie viel Wasser aufnehmen und deshalb zur Schimmelbildung neigen, ist es wichtig, die Blüten an einem warmen Ort zügig zu trocknen. Die vollständig getrockneten Blüten werden in Stoffbeuteln oder lebensmitteltauglichen Papiertüten kühl und trocken aufbewahrt. Ein Zeichen für gute Qualität ist außerdem, wenn die Blüten auch nach dem Trocknen ihre gelbe Farbe behalten.
Blütenküche
Die fruchtig schmeckenden Blüten der Königskerzen gehören zur Blütenküche einfach dazu. Ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten reichen von der essbaren Dekoration im Salat oder auf dem Vorspeisenteller bis zum Genuss in Eierspeisen, Kräutersalzen, Blütenessig und -ölen, einer Blütenbutter oder einem Blütenquark. Die Blüten könnt ihr ebenso zum Aromatisieren und Färben von Likör, für Sirup, Limonaden und Nachspeisen und mit anderen Blüten und Kräutern kombiniert in Teemischungen verwenden.
Für den eigenen Garten
Königskerzen sind eine Zierde für jeden Garten. Da sich die Lichtkeimer üppig aussamen, werden sie zum Selbstläufer, der durch den ganzen Garten wandert. Ihr müsst einfach darauf achten, dass ihr die Rosetten im ersten Jahr wachsen lasst. Wenn ihr Königskerzen gezielt aussäen wollt, streut die Samen im Frühjahr oder Herbst direkt auf die Erde drückt sie nur leicht an. Gut zu wissen: Die Königskerze ist eine Pflanze, die die Fähigkeit besitzt, Hitze und Trockenheit zu trotzen. Als Standort bevorzugt sie deshalb ausdrücklich volle Sonne und keine Staunässe.
Die Königskerze gehört zum Kräuterbuschen
Traditionell bildet die Königskerze den Mittelpunkt der Kräuterbuschen, die aus den unterschiedlichsten Heilpflanzen zu Maria Himmelfahrt am 15. August gebunden und in vielen Regionen traditionell in der Kirche geweiht werden. Die langen Stängel der Königskerzen wurden früher auch als Fackel genutzt, da sie in Harz, Pech oder Wachs getaucht lange brannten, daher auch der Name Fackelblume oder Lampenkraut.
Für Insekten und Schmetterlinge
Königskerzenblüten bieten Insekten reichlich Nahrung. Bienen, Hummeln und Käfern umschwärmen sie und viele Schmetterlingen suchen sie gezielt auf. Die Raupen des Königskerzen-Mönchs haben sich sogar auf Königskerzen spezialisiert.
Rezepte
Hustentee
2 TL getrocknete Blüten könnt ihr mit ¼ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und 3- bis 4-mal täglich eine Tasse trinken. Bei Husten sind Mischungen mit Linden- und Malvenblüten, Thymian, Fenchelsamen und Spitzwegerich besonders wirksam. Bei Reizhusten und Heiserkeit werden die Blüten der Königskerze, um ihre Schleimstoffe auszuziehen, nur mit kaltem Wasser angesetzt, nach einer Stunde abgeseiht und 2-3 Tassen pro Tag getrunken.
Blütenöl aus der Königskerze
1 Handvoll Königskerzenblüten in ein Schraubdeckelglas füllen und mit einem kaltgepressten Olivenöl oder Sonnenblumenöl übergießen. 3 bis 4 Wochen ausziehen lassen, dabei ab und zu schütteln, dann abfiltern und in einer dunklen Flasche aufbewahren.
Tipp: Dieses Öl kann bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, Ohrenschmerzen, Juckreiz, in der Narbenpflege und bei Neuralgien verwendet werden.
Wildkräuter-Blütensalat
Zutaten: 1 Salatkopf, verschiedene Wildkräuter wie Giersch, Wiesenknopf, Schafgarbe, Spitzwegerich.
Blüten von Königskerzen, aber auch Taubnesseln, Glockenblumen, Dost u. v. m.
Für die Salatsoße verrührt ihr 4 EL Essig oder Zitronensaft, 4 EL Salatöl, 2 EL Kürbiskernöl, Kräutersalz, etwas frisch gemahlenen Pfeffer und etwas Senf in einem Gefäß mit einem Schneebesen und schmeckt es ab.
Zubereitung: Den Salatkopf waschen, in mundgerechte Stücke zerteilen und in eine Schüssel geben. Die Wildkräuter waschen, harte Stängel entfernen und grob hacken. Den Salat mit den Wildkräutern mischen und mit der Salatsoße anmachen. Die Blüten über den fertigen Salat streuen, sie würden beim Untermischen zerfallen. Guten Appetit!
Viel Freude mit der faszinierenden Königskerze!
Kräutertour mit Monika Wurft: „Schiltach-Na(h)t(o)ur“
Eine sommerliche Kräuterwanderung über den Dächern von Schiltach findet am Freitag, dem 28. Juli 2023 um 17.00 Uhr in Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro statt. Monika Wurft, Kräuterpädagogin und Schwarzwald Guide, möchte euch dabei für unsere heimische Pflanzenwelt begeistern. Mit einer Vielzahl von wichtigen Inhaltsstoffen sind gerade die Wildkräuter eine gesunde und schmackhafte Bereicherung auf dem Esstisch und eine ideale Ergänzung für die Hausapotheke.
Treffpunkt ist um 17.00 Uhr am Stadtbrunnen auf dem Schiltacher Marktplatz. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Dauer der Veranstaltung gute zwei Stunden. Preis pro Person 10 Euro.
Mehr Kräuterwissen gibt’s im Buch von Monika Wurft:
Monika Wurft, Mein Wildkräuterbuch, 2. Auflage März 2020, Ulmer-ISBN: 978-3-8186-1123-1
Noch mehr Kräuterwissen findet ihr HIER auf dem Blog.
(Text und Fotos: Monika Wurft)
19.7.2023